Demokratiegeschichten

Von Matrosen, Keksen und Demokratie

Es beginnt und endet mit: Kaffee und Keksen. Was bei vielen Vorträgen und Konferenzen gang und gäbe ist, begleitete auch einen – ansonsten doch sehr ungewöhnlichen – Tagungstag in Kiel. Letzte Woche ging es im Schleswig-Holstein-Saal des Landtagsgebäudes um ein spannendes Thema: der Matrosenaufstand 1918. Vor ziemlich genau hundert Jahren gingen die Matrosen in Kiel auf die Straße. Der Beginn der Novemberrevolution und das Ende des Ersten Weltkriegs. Und ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur ersten parlamentarischen Demokratie in Deutschland. Der Landesbeauftragte für politische Bildung in Schleswig-Holstein lud zu einem Barcamp für jedermann und jederfrau, das sich mit genau diesen Ereignissen beschäftigen sollte. Ein Barcamp? Noch nie davon gehört? Dann ergeht es euch da genauso wie mir. Trotzdem habe ich den Versuch gewagt und einen Tag in Kiel Barcamp-Luft geschnuppert.

Demokratie zum Anfassen und Mitmachen

Bei einem Barcamp entscheiden die Teilnehmenden selbst, wie und wann die jeweiligen sogenannten Sessions – einzelne Gesprächsrunden, Vorträge oder Diskussionen – stattfinden. Das heißt also erst einmal: Vorstellen, Einordnen und Entscheiden. Alle sind gefragt (wie auch in einer Demokratie selbst!). Und tatsächlich kamen bei dem Barcamp viele verschiedene Ideen zusammen: Es ging um die Rolle der Frauen während des Aufstandes, um das Verhältnis von Freiheit und Revolution, um die Frage, was die Matrosen damals bewegte und wofür es sich wohl heute noch lohnen würde auf die Straße zu gehen. Bei den spannenden Themen fiel es dann sogar recht schwer eine Wahl für eine Session und damit auch eine Wahl gegen andere Sessions zu treffen. In Kiel fanden nämlich immer gleich drei Sessions gleichzeitig statt.

Geschichte geht uns alle an

War die Entscheidung aber einmal gefallen, diskutierten in den kleineren Runden Schüler*innen mit Lehrenden, Lehrende mit Studierenden, Studierende mit Geschichtsinteressierten, Geschichtsinteressierte mit Künstler*innen und Künstler*innen auch wieder mit Schüler*innen. Die Rolle, das Alter und die (Vor-)Bildung spielten bei dem Barcamp keine Rolle: In den Sessions durfte jede und jeder zu Wort kommen. Auch wenn das Format für viele der Teilnehmenden ungewöhnlich war und erst ein gewisser Mut zur Beteiligung aufgebracht werden musste, der mal mehr, mal weniger gefunden wurde: es funktionierte. Fernab von Schule, Institution oder Universität konnten so offene Gespräche geführt werden, über die Ereignisse von vor 100 Jahren und auch über deren Auswirkungen bis heute. Geschichte geht uns alle an – bei einem Barcamp (wie diesem) ist das hautnah zu erleben. Und die Kekse waren wirklich klasse.

Habt ihr schon einmal an solch einem Barcamp teilgenommen? Wie sind eure Erfahrungen damit? Wir sind gespannt auf eure Berichte in den Kommentaren.

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