Demokratiegeschichten

20 Jahre Denkmal für die ermordeten Juden Europas

Am 12. Mai 2005, heute vor 20 Jahren, öffnete das Denkmal für die ermordeten Juden Europas für die Öffentlichkeit. Zwei Tage zuvor hatte die Eröffnungsfeier im Beisein von Holocaust-Überlebenden und zahlreichen Gästen aus Politik und Gesellschaft stattgefunden. Ich kann mich selbst an diese Tage im Mai vor 20 Jahren gut erinnern, denn ich durfte als frisch ausgebildeter „Guide“ am Holocaust-Denkmal, damals ein Student:innen-Job, bei der Eröffnung dabei sein und schon wenige Tage nach der Eröffnung Gruppen durch das Stelenfeld und den Ort der Information führen.

Die Entstehung des Denkmals – eine Demokratiegeschichte

Aber wie entstand das Denkmal, das für uns heute zur Mitte Berlins selbstverständlich dazu gehört? Der Weg von der Idee des Denkmals bis zur Eröffnung ist eine Demokratiegeschichte mit vielen Debatten und Diskussionen, die sich über mehr als 15 Jahre lang hinzog.

Die Idee

Die Idee eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin entstand Ende der 1980er Jahre. Eine Bürgerinitiative um die Journalistin Lea Rosh und den Historiker Eberhard Jäckel setzte sich vehement dafür ein – gegen sehr viel Widerstand.

Der Standort

Nach dem Fall der Mauer schlug der aus der Bürgerinitiative hervorgegangene „Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas“ als Standort ein Gelände nördlich der früheren Reichskanzlei in den ehemaligen Ministergärten vor. Genau dort steht heute das Denkmal.

Eine grundsätzliche Debatte

Das Land Berlin und der Bund unterstützten diese Idee. Aber die Suche nach einem geeigneten künstlerischen Entwurf für das Denkmal gestaltete sich schwierig und zog sich bis zum Ende der 1990er Jahre hin. Das Denkmalprojekt hatte aber inzwischen eine grundsätzliche Debatte über den Umgang der Deutschen mit der Erinnerung an den Holocaust ausgelöst.

Der Bundestag entscheidet

Im Juni 1999 fällte der Bundestag die Entscheidung, das Denkmal für die ermordeten Juden nach einem Entwurf des New Yorker Architekten Peter Eisenman zu bauen. Außerdem fiel die Entscheidung, den ursprünglichen Entwurf eines oberirdischen Stelenfeldes um einen Ort der Information zu ergänzen.

Die Stiftung

Um den Beschluss des Bundestages umzusetzen, wurde im April 2000 die bundesunmittelbare Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas gegründet. Mit dem Bau des Denkmals wurde 2003 begonnen. Im Mai 2005 war alles fertig: Das Denkmal für die ermordeten Juden und der Ort der Information wurden eröffnet.

Denkmal angenommen

Berliner:innen und Tourist:innen nahmen das Denkmal schnell an. Anders als häufig befürchtet zählten auch die Berliner und Brandenburger Gedenkstätten mehr Besucher:innen nach der Eröffnung des Denkmals als zuvor.

Es blieb nicht bei einem Denkmal

In den 20 Jahren seines Bestehens ist das Denkmal für die ermordeten Juden Europas zwar das größte geblieben. Aber es hat Geschwister im Tiergarten bekommen: Das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma, das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen und
den Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde. Das zeigt deutlich: Die Erinnerung an die vielfältigen Opfer des Nationalsozialismus entwickelt sich stetig weiter und auch die Diskussionen darüber, an wen und wie erinnert wird, hören nicht auf.

Artikel Drucken
Über uns 
Dennis R. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

0 Kommentare

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert