Demokratiegeschichten

16. November 1945: Gründung der UNESCO

Am 16. November 1945, heute vor 80 Jahren, unterzeichneten in London Vertreter:innen von 37 Staaten die Verfassung der UNESCO.
Hinter dem Buchstabensalat verbirgt sich die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Die Vereinten Nationen selbst, also die UNO oder UN, war zu diesem Zeitpunkt gerade mal drei Wochen alt, gegründet am 24. Oktober 1945. Wie hängt das zusammen?

Nachfolger des Völkerbundes

Die Grundlage der UN stellt die Charta der Vereinten Nationen da, ein völkerrechtlicher Vertrag, der gut vorbereitet auf einer vom 25. April bis zum 26. Juni 1945 in San Francisco tagenden Konferenz von 50 Staaten unterzeichnet wurde. Nach dem der Völkerbund den Zweiten Weltkrieg nicht verhindern konnte, sollte eine neue, stärkere Welt­organisation geschaffen werden, um den gerade erst wieder erreichten Weltfrieden dauerhaft zu sichern.

Frieden durch Kultur

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Satz aus der Präambel der Verfassung der UNESCO, der wie folgt lautet:


„Ein ausschließlich auf politischen und wirtschaftlichen Abmachungen von Regierungen beruhender Friede kann die einmütige, dauernde und aufrichtige Zustimmung der Völker der Welt nicht finden. Friede muss – wenn er nicht scheitern soll – in der geistigen und moralischen Solidarität der Menschen verankert sein.“

Und noch ein zweiter Satz aus der Präambel ist wichtig:


 „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden.“


Friedenssicherung durch internationale Bildung, Kultur und Wissenschaft, das war der Plan hinter der UNESCO.

Ein Vordenker

Vom Himmel fiel die Idee der UNESCO 1945 nicht. Bereits in den Kriegsjahren hatte der britische Erziehungsminister Richard Austen Butler Gespräche mit Amtskollegen aus acht europäischen Exilregierungen geführt. Gemeinsam wollten sie den Wiederaufbau von Bildung und Kultur nach dem Krieg angehen. Geplant waren zunächst nur bilaterale Verträge zwischen den beteiligten Staaten. Doch in dem Maße, in dem die Gründung der UN Gestalt annahm, wurde immer klarer, dass man unter ihrem Dach weltweit agieren wollte. Ein erster Entwurf für eine Verfassung der UNESCO legte die Gruppe um Butler im April 1944 vor.

Die USA mit im Boot

Die Idee, eine weltumspannende Organisation für Kultur, Bildung und Wissenschaft zu gründen, begeisterte ab 1944 auch die USA, vor allem, weil sie damit die Idee der westlichen Demokratie in die Welt tragen konnte. Dafür war sie bereit, die Organisation mit dem Geld auszustatten, das den europäischen Staaten fehlte.

Von London nach Paris

Die Unterzeichnung der UNESCO-Verfassung fand noch in London statt, dann aber zog die neue Organisation nach Paris um und nahm 1946 ihre Arbeit auf.

Kultur aus Trümmern

Die Aufgaben der UNESCO waren riesig, denn gerade in Europa lag die Kultur wortwörtlich in Trümmern. Bibliotheken, Schulen und Museen, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren, mussten wieder aufgebaut werden.

Weitere Aufgaben

Seither sind viele weitere Aufgaben hinzugekommen. Unter den Oberthemen Bildung, Wissenschaft, Kultur, Kommunikation und Information setzt die UNESCO heute auf der ganzen Welt Projekte um: Diese reichen inhaltlich von Alphabetisierung und Bildung für alle über Rassismusbekämpfung bis hin zur Bewahrung des Weltkultur- und -naturerbes. Das Ziel hinter der UNESCO vom November 1945 ist aber heute noch genauso aktuell wie damals: Den Frieden im Geist der Menschen verankern.






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Dennis R. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

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