Demokratiegeschichten

Der junge Kampf fürs Klima

Die Temperaturen liegen merklich unter null, die Menschen auf der Straße sind in dicke Winterjacken gehüllt, doch die Teilnehmer*innen an der „Fridays for Future“-Demonstration haben sich davon nicht abhalten lassen. In einem schier unablässigen Strom ziehen sich die Massen an jungen Menschen über die Invalidenstraße, Richtung Bundeswirtschaftsministerium. Ihr Antrieb: der Klimaschutz.

 

Freitage für die Zukunft

Viele der Teilnehmer sind an diesem Freitagmittag extra aus Freiburg angereist, nicht wenige bleiben dem Schulunterricht fern. Wie schon an so vielen Freitagen zuvor, an denen in den letzten Monaten unter dem Motto „Fridays for Future“ zum Schulstreik aufgerufen wurde, tun die Schülerinnen und Schüler ihren Frust über die gegenwärtige Klimapolitik kund. Denn, so ihr Argument: Es ist ihre Zukunft, die beim Klimawandel auf dem Spiel steht.

 

Man kann auf der Demonstration vor allem eines miterleben: Politisierung. Die Politisierung junger Menschen, die ihr demokratisches Recht wahrnehmen, ihre Meinung zu sagen und an der Politik teilzuhaben. Wie so häufig in Sonntagsreden und Leitartikeln betont, ist dieser Geist das Rückgrat der Demokratie. Hier kann man es in Echtzeit miterleben.

 

Partizipation erfordert so gut wie immer einen gewissen Mut, eine Energie, um die Schwelle vom gemütlichen Lehnsessel daheim hin zur Straße zu überwinden. Gerade an einem eisigen Tag wie diesem wird das besonders deutlich. Die Alternative, nichts zu tun und „die Politiker mal machen zu lassen“, besteht immer. Demokratie funktioniert nicht von selbst.

 

Der Einbruch der Generationenfrage

Die jungen Demonstrant*innen vor dem Wirtschaftsministerium verkörpern dabei jedoch noch etwas Anderes: die Frage der Generationengerechtigkeit. Schließlich werden sie es sein, so haben sie auf ihren Plakaten geschrieben, die die Folgen der herannahenden Klimakatastrophe spüren werden. Viele von ihnen sind noch unter 18 Jahren, dürfen folglich noch nicht wählen. Doch sie fordern lautstark ein demokratisches Recht ein, das die älteren Generationen in Bedrängnis bringt. Nämlich Politik nicht nur für die Erwachsenen zu machen, sondern auch für die jüngeren und zukünftigen Generationen. Oder zumindest: ihre Lebensgrundlage nicht zu verspielen.

 

Möglicherweise erleben wir gegenwärtig im Zuge des Klimawandels einen demokratiehistorischen Wendepunkt: den Einbruch des Generationenproblems in die gegenwartsfixierte Politik.

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