Demokratiegeschichten

4. November 1956: Intervention in Budapest

Keine zwei Wochen nach Beginn des Ungarischen Volksaufstands intervenierte die Sowjetunion. Zunächst hatten sich die führenden Köpfe in Moskau scheinbar auf Verhandlungen eingelassen. Truppen wurden abgezogen, der zuvor abgesetzte Politiker Imre Nagy nahm die Position des Ministerpräsidenten ein. Dieser verkündete das Ende der Einparteienherrschaft.

Am 1. November proklamierte Nagy sogar die Neutralität Ungarns und den Austritt aus dem Warschauer Pakt. Auch die sowjetischen Truppen, die seit 1945 dort stationiert waren, sollten endgültig das Land verlassen.

Damit war der Zeitpunkt des Handelns für die sowjetischen Truppen gekommen. Schon seit Ende Oktober bereiteten sie eine Intervention in Ungarn vor. Nun rückten am 4. November sowjetische Panzerverbände ein, um den Aufstand niederzuschlagen. Bis zum 15. November fanden Straßenschlachten, insbesondere in der Hauptstadt Budapest, statt.

Das Ende der Revolution

Bei heftigen Kämpfen getötete Menschen, zerstörte sowjetische T-34 Panzer und beschädigte Häuser am Nagykörút. Foto: FORTEPAN / Nagy Gyula

Dann war die Revolution vorbei. Die ungarischen Straßenkämpfer*innen waren ohne Chance, ihnen fehlten Munition, Waffen, Menschen. Zudem blieb auch die erhoffte Hilfe aus dem westlichen Ausland aus. Die Suezkrise verhinderte eine einheitliche Reaktion der Westmächte. Doch auch wenn diese Einigkeit bestanden hätte, bleibt zu bezweifeln, ob eine Reaktion erfolgt wäre. Den Kalten Krieg wollte in dieser Zeit niemand heiß werden lassen.

Während des Aufstands starben zwischen dem 23. Oktober und dem 15. November circa 2.500 Ungar*innen und 700 sowjetische Soldaten. Nach Ende des Aufstandes setzte eine Fluchtwelle ein. Insgesamt 200.000 Ungar*innen verließen das Land, meistens über die österreichische Grenze.

Neuer Ministerpräsident wurde am 4. November 1956 János Kádár. Bald darauf leitete er eine Verfolgungswelle gegen Teilnehmende des Aufstandes ein. Es gab etwa 35.000 gerichtliche Verfahren und mehr als 200 Todesurteile, unter ihnen auch Imre Nagy. Zehntausende Menschen wurden in Internierungslagern inhaftiert.

Der Aufstand von 1956 wurde im kommunistischen Ungarn zu einem Tabuthema. Erst 1989 bezeichnete ihn erstmals ein ungarischer Politiker als Volksaufstand und nicht als Konterrevolution.

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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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