Demokratiegeschichten

Jitzchak Rabin – Ein Hoffnungsträger für Israelis und Palästinenser / Teil III

„Yes to Peace, No to Violence“

Zurück in Tel Aviv. Ich besuche das Jitzchak Rabin Center. Ursprünglich beherbergte das Center eine Bibliothek und ein Forschungszentrum zur Erinnerung an den ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin. Im Januar 2010 wurde dort im Center das Israelische Museum eröffnet. Das Museum widmet sich der Geschichte der Gesellschaft, der Demokratie und dem Leben von Rabin. Dadurch möchte das Museum insbesondere demokratische Werte und den offenen Dialog fördern, so heißt es auf der Internetseite. Vor allem die verschiedenen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird, überraschen mich. Anhand von Rabins Leben werden nationale und internationale Entwicklungen beschrieben. „Yes to Peace, No to Violence“ ist Ausgangpunkt der Erzählung.

Wäre mit Rabin die Geschichte anders verlaufen?

Am Strand in Tel Aviv komme ich mit Moshe, einem Mittvierziger ins Gespräch. Wir plaudern über deutsches Bier und hippe israelische Restaurants. Am Unterarm trägt er ein Tattoo. In Israel habe ich nur wenige Tattoos gesehen. Ich erzähle ihm von meiner Beobachtung. Moshe nickt. Das hier sei der Name seiner Schwester, sagt er. Sie war ein Teenager, als sie am 4. März 1996 bei einem Selbstmordattentat ums Leben kam. Ein Palästinenser hatte sich im Dizengoff Center, einer Shopping Mall in Tel Aviv, in die Luft gesprengt. 13 Menschen starben. Moshe erzählt von seiner Schwester. Bis heute vermisse er sie. Die Mauer, die Israel in den letzten Jahren zum Westjordanland errichtet hat, finde er ebenfalls schlimm. Aber auf der anderen Seite seien die Selbstmordattentate zurückgegangen.  Auch Moshe fragt sich, ob das Attentat passiert wäre, wenn Rabin noch gelebt hätte.

Jitzchak Rabin – israelische Demokratiegeschichte

Jitzchak Rabin steht für einen außergewöhnlichen Lebenswandel: vom Krieger gegen die Araber zum Friedensbotschafter. Nach seinem Tod rückte die Hoffnung auf die Beendigung des Konflikts wieder in die Ferne. Geblieben ist seitdem eine allgegenwärtige Erinnerung an einen Staatsmann. Was er gezeigt hat, dass Demokratie nichts mit Gewalt zu tun hat. Dass Demokratie heißt, Meinungsverschiedenheiten auszuhalten und sich immer wieder miteinander zu verständigen.

Als ich auf meiner Reise Uriel, einen deutsch-israelischen Historiker frage, was für ihn zur israelischen Demokratiegeschichte gehört, sagt er: Jitzchak Rabin und auch sein Tod. Rabins Ermordung sei für den Friedensprozess eine Katastrophe gewesen. Doch seiner Meinung nach hätten die Menschen in Israel nach Rabins Tod bewusst begonnen, sich mit Werten der Demokratie zu beschäftigen.

In seiner letzten Rede vor seinem Tod sagte Rabin am 4. November 1995:

„Gewalt untergräbt das Fundament der israelischen Demokratie. Ich bin 27 Jahre lang Soldat gewesen. Ich habe so lange gekämpft, wie der Frieden keine Chance hatte. Jetzt aber gibt es eine Chance, eine große Chance, und wir müssen sie ergreifen, denen zuliebe, die hier sind, und auch um jener willen, die nicht gekommen sind.“

Artikel Drucken
Markiert in:
Über uns 
arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Der Begriff SEITEN:BLICK steht für die Blicke, die wir links, rechts und hinter "die Dinge" werfen wollen.

0 Kommentare

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert