Demokratiegeschichten

13. Oktober 1949: Deutscher Gewerkschaftsbund gegründet

Am 13. Oktober 1949, heute vor 76 Jahren, gründete sich auf einer Konferenz in München der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Wir schauen uns heute mal die Vorgeschichte dieser Gründung an.

1933 zerschlagen

Schon 1933 zerschlugen die Nationalsozialisten die freien Gewerkschaften und schufen stattdessen die Deutsche Arbeitsfront (DAF), ein Einheitsverband aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

Neugründungen

Im Westen Deutschlands gründeten sich direkt nach der Befreiung vom Nationalsozialismus die ersten Gewerkschaften wieder, z.B. im März 1945
in Aachen und Köln, im April und Mai in Stuttgart, Hamburg und Hannover.

Regionale Verbände

Während die Briten in ihrer Zone einem gewerkschaftlichen Verband zunächst nichts abgewinnen konnten, gründeten sich in der amerikanischen Zone schon früh regionale Gewerkschaftsverbände, zuerst 1946 in Hessen, dann 1947 in Baden-Württemberg und Bayern. Die Gewerkschafter in der französischen Zone folgten diesem Vorbild und gründeten ebenfalls Landesverbände.

Ein Gewerkschaftsverband für die Sowjetzone

In der sowjetische besetzten Zone entstanden schon im Juni 1945 die ersten Gewerkschaften und die Bildung einer Einheitsgewerkschaft wurde hier forciert. Daher erfolgte hier schon im Februar 1946 die Gründung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Er entwickelte sich zur größten Massenorganisation der DDR, lehnte das Streikrecht ab und erkannte die SED an. Mit Demokratie hatte das nicht viel zu tun.

Gründung in der BRD

In den Westzonen schritt die Entwicklung der Gewerkschaften langsamer, aber demokratischer voran. Erst nach Gründung der BRD formierte sich ein Dachverband, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Dies geschah in München auf einem Gründungskongress, der „Parlament der Arbeit“ genannt wurde und vom 12. bis zum 14. Oktober 1949 tagte.

Gut vorbereitet

Schon im März 1949 bildete sich für den Gründungskongress ein vorbereitender Ausschuss, der eine Satzung für den DGB ausarbeitete und wichtige Grundfragen klärte. Eine war z.B., dass der Dachverband parteipolitisch unabhängig sein und die Interessen der Einzelgewerkschaften gegenüber Politik und Gesellschaft vertreten sollte. So vorbereitet trafen sich die 487 Delegierten von 16 Einzelgewerkschaften in München.

Eine Wahl

Nach den Beratungen und den Beschluss der Satzung folgte am zweiten Tag des Kongresses, dem 13. Oktober 1949, die eigentliche Gründung des DGB und die Wahl des ersten Vorsitzendenden des neuen Dachverbandes. Die Delegierten wählten Hans Böckler, einen der führenden Gewerkschaftsvertreter Westdeutschlands, der auch während der NS-Zeit illegal Gewerkschaftsarbeit organisiert hatte, zum Vorsitzenden. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tod 1951.

Wichtige Weichenstellung

Mit der Gründung des DGB im Oktober vor 76 Jahren fand eine wichtige Weichenstellung für die demokratische Gewerkschaftsarbeit statt. Während der Weimarer war die Gewerkschaftsbewegung in verschiedene politische Lager zersplittert, die miteinander konkurrierten. Für den neugegründeten DGB galt hingegen das Prinzip der Einheitsgewerkschaft, die parteipolitisch unabhängig, aber nicht neutral handeln sollte. Die Einzelgewerkschaften blieben auch nach der Gründung des Dachverbands weiterhin autonom. Sie sind auch heute noch zuständig für die Tarifverhandlungen mit den jeweiligen Arbeitgebern, in denen Löhne und Arbeitsbedingungen ausgehandelt werden. Der von Delegierten der Einzelgewerkschaften gewählte DGB sollte als politisches Sprachrohr der freien Gewerkschaften fungieren.

Artikel Drucken
Markiert in:
Über uns 
Dennis R. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

0 Kommentare

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert