Demokratiegeschichten

Buchempfehlungen: Demokratiegeschichte zum Lesen

Gleich zwei Buchempfehlungen haben wir für euch heute. Beide haben Mitglieder der AG Orte der Demokratiegeschichte verfasst.

1. Deutsche Demokratiegeschichte II

Mit dem Buch „Deutsche Demokratiegeschichte II – Eine Aufgabe der Vermittlungsarbeit“ legt Lars Lüdicke für die Deutsche Gesellschaft e.V. eine vielfältige Sammlung von Beiträgen vor. Dass die Beschäftigung mit Demokratiegeschichte lohnend ist, darin sind sich die Autor:innen einig. Auf die Frage jedoch, wie ihre Rolle in Gegenwart und Zukunft gestaltet werden soll und kann, finden sich unterschiedliche Antworten.

Denn Demokratiegeschichte zu vermitteln ist nicht das Lehren und Pauken von Jahreszahlen. Der Weg der deutschen Demokratie war weder gerade noch einfach. Aber häufig voller Spannungen und sich widersprechender Interessen.

Verschiedene Vermittlungsansätze

Nicht immer aber müssen sich unterschiedliche Sichtweisen widersprechen. Sie können sich auch ergänzen. So finden sich im Buch etwa mehrere Beispiele, die das Vermitteln von Demokratie durch eine bestimmte Perspektive erklären. Etwa unter dem Gesichtspunkt der Transnationalität oder mittels Fokussierung auf konkrete Beispiele demokratischen Handelns. Auch die Frage danach, ob Demokratie und demokratische Bildung ohne Empathie möglich sind, wird gestellt (und verneint). Daran folgt eine Überlegung, wie und ob Demokratiegeschichte in der Einwanderungsgesellschaft eine integrierende Rolle einnehmen kann.

Zusätzlich werden mehrere Orte vorgestellt, an denen Demokratiegeschichte vermittelt wird. Es geht um außerschulische Lernorte, das Museum – im besonderen auch um das Projekt Exilmuseum Berlin – und Vermittlung im digitalen Raum. Vier digitale Projekte der AG Orte der Demokratiegeschichte werden präsentiert (darunter auch dieser Blog).

Welchen Beitrag kann Demokratiegeschichte zur Stärkung unserer Demokratie leisten? Und wie kann man diese Vermittlungsarbeit gestalten? Wer sich diese Fragen schonmal gestellt hat, sollte sich „Demokratiegeschichte II“ besorgen. Die Beiträge liefern zwar keine Patentlösung, aber spannende und neue Ansätze allemal.

Das Buch ist im be.bra wissenschaft verlag erschienen und lässt sich sowohl im Onlineversand als auch im stationären Buchhandel kaufen.

2. Die Revolution 1848/49

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Wie schon der Titel „Die Revolution 1848/49 – Wie nach 175 Jahren an den Meilenstein der Demokratiegeschichte erinnern?“ vermuten lässt, geht es bei der Veröffentlichung des Friedhofs der Märzgefallenen um ein bestimmtes Thema. Die Revolution 1848/49: 2023 jährt sie sich zum 175. Mal. Von einem Übermaß an Aufmerksamkeit für das Thema kann bisher jedoch keine Rede sein. Lässt sich dies möglicherweise mit dem großen zeitlichen Abstand erklären?

Das wäre schade, wie die Beiträge der Autor:innen zeigen. Denn die Revolution 1848/48 ist ein spannendes Thema der deutschen (Demokratie-)Geschichte!

Vielfältige Beiträge

Was sie zum Beispiel mit den vorhergegangenen Revolutionen von 1776 (USA), 1789 (Frankreich) und den folgenden von 1918 und 1989 verbindet, erklärt Peter Steinbach in seinem Beitrag. Michael Parak erläutert anhand von fünf Thesen, dass man beispielhaft an 1848/49 die Zeitgebundenheit unseres Demokratieverständnisses und das Ringem um gleiche Rechte verdeutlichen kann. Darauf folgt Theo Jung mit einem Beitrag über neue Forschungsperspektiven.

Einen Blick nach Brüssel wagt Constanze Itzel. Dort hat 2017 das Haus der Europäischen Geschichte eröffnet. Dass es nicht einfach, aber auch nicht unmöglich ist, verschiedene europäische Rezeptionen von Geschichte unter einem Dach zu vereinen, zeigt dieser Beitrag. Gleich darauf folgt Felix Fuhgs Beitrag dazu, wieso die Revolution 1848/49 auf ganz Europa – und schließlich sogar die Kolonien – wirkte.

Gleich vier Orte, die das Revolutionsgeschehen von 1848 thematisierten, finden sich im Band. Dorothee Linnemann vom Historischen Museum Frankfurt zeigt, wie dort die Diversität unserer Gesellschaft in die Geschichtserzählung einbezogen wird. Die Entwicklung des Gedenkortes Friedhof der Märzgefallenen erläutert seine Leiterin Susanne Kitschun. An die Gründung und den Auftrag der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte in Rastatt erinnern Andrej Bartuschk und Elisabeth Thalhofer. Schließlich stellen Katerina Ankerhold und Lea Braun die Neukonzeption des Offenburger Salmens vor.

Mit vielen konkreten Fragen – und Antworten – und anschaulichen Beispielen ist dieser Band ein Gewinn für alle, die sich in das Thema 1848/49 einlesen oder ihr Wissen vertiefen wollen. Auch unabhängig davon, ob nächstes Jahr ein großes Jubiläum stattfindet oder nicht 😉

Die Broschüre ist als PDF auf der Seite des Friedhofs der Märzgefallenen erhältlich.

Fazit

Beide Bücher sind gelungene Beispiele dafür, dass Demokratiegeschichte mittlerweile mehr Aufmerksamkeit erfährt. Zwar ist der Markt nach wie vor nicht mit Veröffentlichungen zum Thema überflutet. Doch finden sich immer mehr Bücher, die Demokratiegeschichte auf unterschiedliche Weise in den Blick nehmen.

Die Aufsätze beider Bücher haben Relevanz nicht nur für ein Fachpublikum, sprich berufstätige Historiker:innen. Sie sind so geschrieben, dass auch Interessierte, oder Leuten, die ins Thema einsteigen wollen, sie verstehen können. Zudem bewegen sich die Beiträge weg von reiner Theorie: Die Autor:innen formulieren konkrete Ideen und geben Beispiele, wie die Vermittlung von Demokratiegeschichte aussehen und gelingen kann.

Besonders gelungen ist außerdem die Bandbreite der Themen. Die Bedeutung von Lernorten, sozialen Medien und sogar die Funktion von Demokratiegeschichte an sich sind seit Jahren in Fachkreisen diskutierte Thematiken. Der Blick ins Ausland oder auf den transnationalen Aspekt etwa ist relativ neu. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass sich das Forschungsfeld weiterbewegt. Und mittlerweile mehr im Blick hat, wie es Menschen jenseits der akademischen Blase erreichen kann.

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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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