Demokratiegeschichten

Literaturempfehlung: 200 Jahre Demokratiegeschichte im Überblick

In Deutschland hat die repräsentative Demokratie eine über 200-jährige, wechselvolle Geschichte. Ein jetzt in der Schriftenreihe der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (KGParl) erscheinendes Handbuch nimmt diese in den Blick.

Warum eine Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland?

Obwohl es ungezählte Bücher auf dem deutschen Buchmarkt zum Thema gibt, fehlte bislang eine Überblicksdarstellung aus historischer Sicht. Diese Lücke schließt nun das Handbuch »Parlamentarismus in Deutschland von 1815 bis zur Gegenwart. Historische Perspektiven auf die repräsentative Demokratie«

Indem das Buch zu den Anfängen des modernen Parlamentarismus in Deutschland zurückblickt, werden dessen historischen Voraussetzungen deutlich. Dadurch lassen sich Kriterien entwickeln, die eine Beurteilung des Ist-Zustandes der repräsentativen Demokratie erleichtern. Das Buch bietet also zum einen Grundlagenwissen und Interpretationen auf dem aktuellen Stand der historischen Forschung. Zum anderen ist es ein Beitrag zur Gegenwartsbestimmung der repräsentativen Demokratie.

Abbildung: KGParl

Zum Aufbau des Buches

In 16 Beiträgen setzen sich verschiedene Autorinnen und Autoren mit dem Thema Parlamentarismus auseinander. Dabei umfasst der erste Teil des Buches acht historische Längsschnitte, die ausgewählte Themen der Parlamentarismusgeschichte über das 19. und 20. Jahrhundert hinweg behandeln, beispielsweise das nicht immer einfache Verhältnis von Parlamentarismus und Demokratie, die hart erkämpfte politische Teilhabe der Frauen oder auch das Thema Wahlen und Wahlkämpfe.

Den zweiten Teil bilden fünf Beiträge, die in chronologischer Folge die demokratisch gewählten deutschen Parlamente seit 1800 thematisieren. Dies sind die frühkonstitutionellen Landtage, das Paulskirchenparlament, die Reichstage in Kaiserreich und Weimarer Republik, der Bundestag und die einzige frei gewählte Volkskammer der DDR.

Die aktuelle Situation der repräsentativen Demokratie wird aus politikwissenschaftlicher, rechtshistorischer und historischer Perspektive im abschließenden dritten Teil des Handbuchs diskutiert.

Parlamentarismus im Bild

Ergänzt wird jeder Textbeitrag des Handbuchs durch eine Abbildung, die diesen kommentiert – ein Foto, ein Gemälde, eine Karikatur, eine Collage oder eine Zeichnung. Dabei verdeutlichen schon die verschiedenen Bildmedien, dass der Parlamentarismus bis heute eine große Vielfalt an visuellen Zeugnissen hervorbringt. Das Buchcover beispielsweise zeigt den Ort der Machtübertragung des »Volkes« an seine parlamentarischen Repräsentanten und Repräsentantinnen – das Wahllokal bzw. die Wahlkabine.

Historische Parlamentarismusforschung – 70 Jahre Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien

Um ein Handbuch zu einem bestimmten Thema schreiben zu können, braucht es eine Vielzahl von Forschungen und Kenntnissen.

Die Gründung der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien im Jahr 1952 sorgte für die institutionelle Etablierung einer historischen Parlamentarismusforschung außerhalb der Universitäten. Infolgedessen sind in den letzten 70 Jahren über 320 Publikationen in den verschiedenen Reihen der KGParl erschienen. Das sind rund 160.000 Druckseiten Parlamentarismus- und Parteiengeschichte.

Abbildung: KGParl

Ihre verschiedenen Forschungsbereiche und -aktivitäten machen die KGParl bis heute zu einer der wichtigsten wissenschaftlichen Institutionen der Erforschung der Demokratiegeschichte in Deutschland.

Am 6. Mai 2022 feiert die Kommission ihr 70-jähriges Bestehen mit einem Festvortrag und einer Podiumsdiskussion. Unter anderem wird dann die Publikation »Parlamentarismus in Deutschland von 1815 bis zur Gegenwart« als KGParl-Jubiläumspublikation vorgestellt. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.

Zur Autorin: Verena Mink, M.A., aktuell verantwortlich für den Bereich Wissenschaftskommunikation bei der KGParl, studierte Ethnologie, Geschichte und Public History an der Universität Freiburg und der Freien Universität Berlin. Anschließend arbeitete sie an diversen Ausstellungsprojekten mit und war im Bereich der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit tätig. Von ihr finden sich Veröffentlichungen u.a. im Geschichtsmagazin DAMALS.

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