Mit Werken wie „Das doppelte Lottchen“ und „Emil und die Detektive“ wurde Erich Kästner weltweit bekannt. Der Schriftsteller und Dichter wurde am 23. Februar 1899 geboren und starb am 29. Juli 1974, vor genau 51 Jahren in München. Er erlebte zwei Weltkriege, die Weimarer Republik sowie den Nationalsozialismus und das geteilte Deutschland. Immer wieder setzte er sich in seiner schriftstellerischen wie journalistischen Arbeit mit politischen Themen auseinander, vor allem zur Zeit der Weimarer Republik und in der Nachkriegszeit.
Gesellschaftskritik in der Weimarer Republik
Nach seinem Germanistikstudium und der Promotion in Leipzig zieht Kästner 1927 nach Berlin und schreibt für verschiedene Zeitungen. Unter anderem auch für die von Carl von Ossietzky herausgegebene pazifistische Zeitung „Die Weltbühne“, welche als Organ der radikaldemokratischen bürgerlichen Linken galt. Mit dem Umzug nach Berlin begann auch seine produktivste sowie besonders gesellschaftskritische Zeit, die allerdings mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten endete.
In den Jahren zwischen 1927 und 1933 verfasste er neben seiner Tätigkeit als Mitarbeiter bei nahezu allen großen Zeitungen sowie als Autor für Rundfunk und Film seine ersten Gedichtbände: „Herz auf Taille“ (1928) und „Lärm im Spiegel“ (1929). In den Gedichten beschäftigte er sich mit Alltagserfahrungen, aber auch mit Themen wie soziale Ungerechtigkeit. Zudem schrieb Kästner für das Kabarett, vor allem zeitkritische sowie politisch-satirische Texte. Auch drei seiner erfolgreichsten Kinderromane, „Emil und die Detektive“ (1929), „Pünktchen und Anton“ (1931), und „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933) wurden in diesen Jahren verfasst.
Zu seinen politischsten Werken gehören jedoch der satirische Roman „Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“ sowie der Gedichtband „Gesang zwischen den Stühlen“.
Satirischer Roman – „Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“

Der Ende der 20er-Jahre in Berlin handelnde Großstadtroman thematisiert durch die Perspektive der moralistischen Hauptfigur Jakob Fabian den von Kästner wahrgenommenen moralischen und politischen Verfall der Gesellschaft am Ende der Weimarer Republik. Kästner geht zudem ein auf Themen wie die Konflikte zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, die sexuelle Freizügigkeit der 1920er und frühen 1930er-Jahre sowie die politischen und wirtschaftlichen Krisen der Zeit.
„Fabian“ oder „Der Gang vor die Hunde“, wie Kästners satirisches Werk eigentlich heißen sollte, gilt als politischster deutscher Roman vor 1945. Das Buch erschien 1931 nur in einer zensierten Form. Erst seit etwas mehr als 10 Jahren ist auch die ursprüngliche Version veröffentlicht.
Gedichte – „Marschliedchen“ und mehr …
Ihr und die Dummheit zieht in Viererreihen
1. Strophe „Marschliedchen“, Erich Kästner
In die Kasernen der Vergangenheit.
Glaubt nicht, dass wir uns wundern, wenn ihr schreit.
Denn was ihr denkt und tut, das ist zum Schreien.
Das Gedicht „Marschliedchen“ erschien im Jahr 1932. Veröffentlicht wurde es in Kästners Gedichtband „Gesang zwischen den Stühlen“, gemeinsam mit 46 weiteren politischen, persönlichen sowie philosophischen Gedichten.

In den politischen Gedichten wendet sich Kästner allem voran gegen den nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erneut aufkeimenden Militarismus sowie gegen die nationalsozialistische Bewegung.
Sowohl „Gesang zwischen den Stühlen“ als auch „Fabian“ waren unter den Werken, die den Bücherverbrennungen 1933 zum Opfer fielen. Mit seiner öffentlichen Kritik am Militarismus und Faschismus war Kästner dem NS-Regime ein Dorn im Auge.
„Seit Bücher geschrieben werden, werden Bücher verbrannt“
Trotz der Verbrennung einiger seiner Werke und eines offiziellen Publikationsverbots konnte Erich Kästner zur Zeit des Nationalsozialismus weiterhin seiner Tätigkeit als Autor nachgehen. Seine früheren kritischen Meinungsäußerungen und seine Unangepasstheit an das Regime führten zwar wiederholt zu Auseinandersetzungen mit der Gestapo. Gleichzeitig war es ihm allerdings gestattet, in ausländischen Verlagen zu publizieren und er schrieb mitunter sogar harmlose Drehbücher für NS-Filmproduktionen. Denn trotz seiner Ablehnung gegenüber dem Nationalsozialismus hat Erich Kästner nie offen Widerstand geleistet.
Seine passive Haltung zu NS Zeiten sieht Erich Kästner später selbst sehr kritisch. In der Nachkriegszeit ist er politisch aktiv und protestiert im Kontext der Friedensbewegung gegen Aufrüstung und Atomwaffen. Zudem war es ihm ein besonderes Anliegen darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, sich für die Demokratie einzusetzen und die Bedrohung durch Diktaturen und Faschismus rechtzeitig ernst zunehmen.
Dazu äußerte er sich sehr eindrücklich in seiner Ansprache „Über das Verbrennen von Büchern“ in Hamburg anlässlich des 25. Jahrestags der Bücherverbrennungen am 10.05.1958. Besonders interessant an dieser Stelle ist der Teil der Rede ab Minute 10:25.
https://www.hdg.de/lemo/biografie/erich-kaestner.html
https://www.ndr.de/kultur/Autor-Humorist-und-Moralist-Vor-50-Jahren-starb-Erich-Kaestner,erichkaestner114.html
https://www.swr.de/swrkultur/wissen/archivradio/erich-kaestner-seit-buecher-geschrieben-werden-werden-buecher-verbrannt-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/neuedition-kaestners-fabian-unzensiert-100.html
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