Demokratiegeschichten

Kathinka Zitz-Halein

Ein Leben im revolutionären Milieu

Kathinka Pauline Modesta Halein wurde am 04. November 1801 als Tochter einer gutbürgerlichen Familie in Mainz geboren. Mainz ist zu der Zeit unter französischer Besatzung und liberal, revolutionär geprägt, sowohl durch die jakobinische Bewegung als auch den napoleonischen Code Civil.

Wie ihre beiden Geschwister erhielt auch Kathinka Halein eine umfangreiche, vielfältige Bildung und findet schon früh ihren Weg in die Schriftstellerei.

Durch familiäre Umstände muss Kathinka Halein ab den späten 20er-Jahren sich und nach dem Tod des Vaters auch ihre schwer kranke Schwester finanziell versorgen, durch Tätigkeiten als Lehrerin, aber auch ihre schriftstellerische Arbeit.

Im Jahr 1837 heiratete sie den Rechtsanwalt Dr. Franz Zitz. Zitz war Teil der radikal-demokratischen Revolutionsbewegung in Mainz. Über die Ehe der beiden kursierten viele Gerüchte, deutlich war jedoch, dass sie eher unglücklich verlief, denn das Paar lebte bereits ab 1839 getrennt. Scheiden lassen haben sich die beiden jedoch nie.

Revolution 1848/49 und der Frauenverein „Humania“

Trotz der unharmonischen Beziehung der beiden hatten sie eines gemeinsam: Ihre politischen, revolutionären Ideale. Franz Zitz gehörte während der Revolution 1848 zur Führung der Mainzer demokratischen Bewegung. Seine Heimatstadt vertrat er auch als Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung.

Kathinka Zitz-Halein stand zunächst in den literarischen Reihen der Revolution. Unter ihrem Namen, aber zum Teil auch anonym, schrieb sie politische Gedichte oder Artikel über wichtige Ereignisse der Revolution. Ihre Texte wurden in Zeitungen wie „Der Demokrat“ (Zeitung des Demokratischen Vereins und Arbeitervereins Mainz) und der „Mainzer Zeitung“ (liberales Mainzer Tagblatt) abgedruckt. Für Zitz-Halein spielt die politische Literatur eine wichtige Rolle für die Revolution. Ihr politischer und literarischer Aktionismus als Frau wurde jedoch von vielen kritisch gesehen.

„Humania, Mainzer Frauenverein für vaterländische Interessen“

Kathinka Zitz-Halein stand in engem, regelmäßigen Austausch mit bedeutsamen Frauen der demokratischen Bewegung. Unter anderem mit Gründerinnen von demokratischen Frauenvereinen. Als sie in den 40er-Jahren immer mehr politisch aktiv wurde, gründete sie, inspiriert von ihren Mitstreiterinnen, 1849 gemeinsam mit Amalia Bamberger den Verein „Humania, Mainzer Frauenverein für vaterländische Interessen“. Der Verein hatte bis zu 1.647 Mitglieder, fast so viele wie der demokratische Männerverein in Mainz und ist damit der größte und einflussreichste Frauenverein der Revolutionszeit. Es soll in der aktivsten Phase des Vereins fast jede 10. Frau in Mainz Mitglied bei „Humania“ gewesen sein.

Der Verein organisierte die Versorgung und Unterstützung von Verwundeten, politisch Verfolgten und geflohenen Aufständischen sowie deren Familien. Die Mitglieder sammelten Geld- und Sachspenden und stellten medizinisches Material, aber auch Waffen bereit. Im Rahmen der Vereinstätigkeiten reisten Zitz-Halein und ihre Mitstreiterinnen auch direkt in die Kampfgebiete, um vor Ort Hilfe zu leisten.

Besonderen Wert wird innerhalb des Vereins auf Zusammenhalt gelegt. So sollen Stand oder auch Religion der Mitglieder keine Rolle gespielt haben. Kathinka Zitz-Halein machte zudem sehr deutlich, was ihre Ansichten bezüglich der Position von Frauen und Männern innerhalb der Revolution waren. Am aktiven Kampf sollten allein Männer beteiligt sein. Frauen leisteten ausschließlich abseits der Kampfhandlungen Unterstützung. Allgemein war sie keine Verfechterin der „radikalen“ politischen Gleichberechtigung der Geschlechter und unterstützte eher klassische Rollenbilder.

Aufgrund ihrer politischen Aktivitäten und Kontakten zur revolutionären Bewegung wurde sie mehrmals vor Gericht gestellt. Im Mai/Juni 1850 wurde Zitz-Halein gemeinsam mit etwa 70 Demokrat*innen im Mainzer Hochverratsprozess angeklagt. Trotz des Freispruchs wurde sie auch noch Jahre später bei der Polizei als „politisch gefährlich“ aufgeführt.

Vermächtnis als Demokratin und Schriftstellerin

Im weiteren Verlauf ihres Lebens widmete sich Kathinka Zitz-Halein vor allem der Schriftstellerei. Sie veröffentlichte weiterhin mehr oder weniger offen politische Werke, in denen sie auch ihre Erfahrungen während der Revolution verarbeitete. Recht erfolgreich schrieb sie zudem Unterhaltungsliteratur. Unter anderem verfasste sie zahlreiche Gedichte und Bücher über bedeutsame Persönlichkeiten, darunter auch viele Frauen.

Am 08. März 1877 verstarb Kathinka Zitz-Halein in Mainz. Ihr literarisches Lebenswerk besteht aus über 30 Büchern, zudem aus zahlreichen Übersetzungen sowie Artikeln in Zeitungen und Sammelbänden. Damit ist sie bis heute eine der produktivsten Schriftstellerinnen der Stadt Mainz.

Ihre aktive Unterstützung der Revolutionsbewegung sowie ihr literarisch-politisches Wirken als Demokratin machen sie zu einer bedeutsamen Figur der Mainzer Revolutionszeit und darüber hinaus.

https://demokratisches-deutschland.de/kathinka-zitz-halein/
https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/zitz-halein-kathinka.html
https://www.haus-des-erinnerns-mainz.de/index.php/unser-haus/glaspavillon-streiter-fuer-demokratie/kathinka-zitz-halein/
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Über uns 
Anya H. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als studentische Hilfskraft.

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