Demokratiegeschichten

Spurensuche – Engagement und Oral History

Im folgenden lest ihr einen Ausschnitt aus dem Kapitel „Ehrenamt und Freiwillige“ des Arbeitshefts „Lokale Spurensuche im Themenfeld Demokratiegeschichte“. Mehr Infos dazu folgen am Textende.

Als Spurensuche bezeichnet man eine Methode, um Geschichte vor Ort zu erforschen. Ob im Sport- oder Musikverein, im sozialen Bereich, Natur- und Umweltschutz oder in Form eines Freiwilligendienstes: Deutschlandweit leisten Millionen Menschen jedes Alters gemeinnützige Arbeit. Viele Organisationen könnten ohne das Engagement der Freiwilligen nicht mehr bestehen. Da fast jeder irgendwann mit ehrenamtlichem Engagement in Berührung kommt, können Spurensuchende rasch viele potenzielle Gesprächspartner und -partnerinnen finden. Daher bietet sich hier die Methode der Oral History – mündlich erzählte Geschichte – an, das Befragen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.

Vor dem Interview

  • Raum vorbereitet? (Getränke, Sitzgelegenheiten, etc.)
  • Technik funktionsfähig? Notizblock bereit?
  • Einverständnis des oder der Interviewpartners*in eingeholt?
  • Interviewpartner*in über mein Forschungsinteresse aufgeklärt?
  • Über das Leben des oder der Gesprächspartners*in informiert?
  • Groben Interviewleidfaden erarbeitet?

Empfehlenswert ist es, einen strukturierten Interviewleitfaden zur Orientierung auszuarbeiten, aber im Gespräch Raum für Reaktionen des Gegenübers zu lassen.

Während des Interviews

  • Begrüßung und erklären des weiteren Vorgehens
  • Technik eingeschaltet?
  • Offene Fragen formuliert?
  • Interviewpartner*in erzählen und Zeit gelassen?
  • Bei offen gebliebenen Fragen oder Unklarheiten nachgeharkt?

Durch die Methode der Oral History gewinnt man authentische Erfahrungsberichte. Bei der Auswertung der Interviews sollte beachtet werden, dass Erfahrungen subjektiv sind und dass sich Erinnerungen im Laufe der Zeit verändern. Daher kommt es vor, dass sich unterschiedliche Erfahrungsberichte widersprechen oder jemand eine Geschichte anders erzählt als zu einem früheren Zeitpunkt. Das bedeutet also nicht zwangsläufig, dass in einem Fall die Unwahrheit gesagt wird beziehungsweise wurde.

Auch empfiehlt es sich, bereits vor Interviewbeginn zur Biografie der Zeitzeugen zu recherchieren. Dies kann aber auch in einem Vorgespräch oder zu Beginn des Interviews geschehen. Wie viel Aufwand in die Vorbereitung eines Interviews investiert wird, ist davon abhängig, wie umfangreich und zeitintensiv das Projekt durchgeführt werden soll.

Fragen, die sich für den inhaltlichen Einstieg in ein Interview zum Thema Ehrenamt eignen:

  • Wer hat Sie/dich durch sein Engagement geprägt?
  • Wen können Sie/kannst du aufgrund seines ehrenamtlichen Engagements als Vorbild bezeichnen?
  • Welche ehrenamtlich Aktiven sind Ihnen/dir in Erinnerung geblieben?
  • An welche von Freiwilligen organisierten Aktionen erinnern Sie sich/erinnerst du dich?

Wer mehr über die Methode Oral History erfahren möchte und nach einer weiterführenden Anleitung sucht, sollte sich diese Seiten anschauen.

Nach dem Interview: Was tun mit den Ergebnissen?

  • Wenn Sie bei Ihrer Spurensuche Personen kennen lernen, deren Arbeit Sie beeindruckt, sorgen Sie dafür, dass deren Engagement gewürdigt wird. Schlagen Sie die Personen für Ehrungen (auch postum) vor. Präsentieren Sie die Ergebnisse Ihrer Spurensuche im öffentlichen Raum.
  • Sollte das Engagement noch aktuell sein, können Sie eine Sammlung von Fördermitteln unterstützen.
  • Sie haben sich entschieden, ihre Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, etwa in Form einer kleinen Ausstellung oder an einem Themenabend? Falls dies möglich ist, laden Sie die Menschen ein, deren Spuren Sie erforscht haben, oder deren Nachkommen. Sie können als Zeitzeugen berichten.
  • Nicht nur Projektmitglieder, sondern auch Institutionen im Ort haben ein Interesse daran, die Geschichte und das Engagement der Bürgerschaft vorzustellen. Anbieten würde sich etwa eine Kooperation mit der Regionalzeitung, die in einzelnen Zeitungsartikeln oder einer Artikelserie über die Arbeit der Ehrenamtlichen berichtet.

Hat euch dieser Ausschnitt gefallen? Mehr Ideen und Methoden  findet ihr im Arbeitsbuch „Lokale Spurensuche im Themenfeld Demokratiegeschichte“.

Diese könnt ihr kostenlos in der Geschäftsstelle von Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. bestellen. Kontakt: baasch@gegen-vergessen.de.

Oder auch hier als PDF downloaden: https://www.gegen-vergessen.de/startseite/news-detailseite/article/lokale-spurensuche-im-themenfeld-demokratiegeschichte-eine-handreichung/

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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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