Demokratiegeschichten

berlinHistory App

Man merkt, der Frühling liegt in der Luft: Die Sonne scheint, Vögel zwitschern, Blumen blühen… Die perfekte Zeit, um endlich mal wieder draußen zu spazieren. Und außerdem eine gute Gelegenheit, um dabei die neue berlinHistory App auszuprobieren.

Rundgang am Potsdamer Platz

Etwas skeptisch nähere ich mich dem Potsdamer Platz. Normalerweise ist er für mich nur Durchgangsstation auf dem Weg zur Arbeit. Selten verbringe ich hier Zeit, dafür ist mir der Ort zu laut: Ich mag weder die vielen Autos und drängelnden Menschen, noch die Atmosphäre.

Doch genau hier startet einer von zwei Rundgängen, die in der berlinHistory App angeboten werden. 60 Minuten lang führt die App zu Überbleibseln aus über 100 Jahren Berliner Geschichte. Also, Kopfhörer rein (der Verkehr ist doch sehr laut), App an und los geht’s.

Startpunkt ist die Nachbildung des Ampelturms, an dem ich sonst immer vorbeihetze. Doch heute bleibe ich stehen und höre mir seine Geschichte an: Wie dort oben zu Zeiten der Weimarer Republik ein Polizist saß und den Verkehr regelte. Auch Bilder vom Original kann ich mir ansehen.

Oder zumindest sollte ich sie sehen können. Leider scheint das Netz am Potsdamer Platz zu schlecht zu sein, nur etwa die Hälfte aller Bilder laden. Später zu Hause kann ich alle Medien problemlos einsehen. Ob das Problem Potsdamer Platz spezifisch ist, kann ich also nicht sagen. Dafür müsste ich an noch mehr Orten testen.

Alt über Neu

Eine Stunde lang werde ich gut unterhalten. Haus Huth, Friedenspavillon, Gropius Bau, Mauerspechte, Kranballett und viel mehr. Auf relativ kleinem Raum führt berlinHistory App zu einer Vielzahl an Geschichten. Die Idee, Geschichte am Ort selber zu erleben, geht hier voll auf. Durch die historischen Aufnahmen lassen sich „damals“ und „heute“ vergleichen.

Und weil der Rundgang statt aus einem großen aus vielen kleinen Tracks besteht, kann man beliebig zwischen Stationen hin und her springen. Oder Dinge wiederholen, pausieren, eben ganz nach eigenem Tempo gehen. (Kleines Manko: Anweisungen wie „Gehen Sie Richtung Stresemannstraße“ können Nicht-Berliner*innen verwirren. Aber es gibt ja die Karte mit Richtungspfeilen als Ergänzung.)

Was übrigens wunderbar funktioniert, ist die erweiterte Karten-Funktion. Wer beispielsweise spontan vor der eigenen Haustür schaut, kann über berlinHistory eine Karte von Berlin aufrufen. Dort sind Stationen aus Epochen mit unterschiedlichen Farbicons gekennzeichnet. (Interessant: Hier gibt es neben historischen Epochen auch den Punkt „Zukunft“). Man könnte also gezielt nur Stationen der Nachkriegszeit anlaufen, wenn man wollte.

Noch spannender fand ich die „Ebenen“. Stadtkarten aus Berlin verschiedener Zeiten legen sich über den aktuellen Straßenverlauf. Am Potsdamer Platz stelle ich so fest, dass ich laut Straube Plan 1910 mitten in einem Haus stehen würde.

Fazit

In berlinHistory App steckt eine Menge Herz und Zeit. Die Fülle an Dokumenten und Informationen, die in der App stecken, ist riesig. Auch die zahlreichen Features sind technisch gut eingearbeitet. Bildergalerien, Videos, Überblendungen, vorher-nachher-Bilder… noch viel mehr lässt sich in der App entdecken.

Sobald man ein Smartphone bedienen kann, gibt die App Gelegenheit, Berlin zu erkunden. Berliner oder Touristin – das spielt hier keine Rolle. Neues entdecken kann in der Hauptstadt jeder. Und das vielleicht schönste am Schluss: berlinHistory App wächst weiter. Wer z. B. Wissen beisteuern will, kann sich an die Macher der App wenden.

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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

1 Kommentar

  1. Fabian Grenu

    9. Juli 2019 - 14:57
    Antworten

    Berlin History App finde ich sehr nützlich. Insbesondere, wenn man über Kulturgeschichte lernen möchte. Die tanzenden Kräne oder Kranballett ist meine Lieblingskunstgeschichte von Berlin. Es wurde erst auf dem Potsdamer Platz im Jahr 1996 gespielt.

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