Demokratiegeschichten

Demokratie braucht Ideale: Tag der Menschenrechte

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.

OHCHR, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1.

Demokrat*innen sind idealistisch. An kaum einem Tag wird das so deutlich wie am 10. Dezember. Denn dies ist der Tag der Menschenrechte.

Recht auf Gleichheit, Freiheit, Leben, Sicherheit, Bildung. Auf Asyl. Verbot von Folter und Sklaverei.

Das sind nur ein paar der Rechte, die allen Menschen zustehen. Oder zustehen sollten. Selbstverständlichkeiten, würde man meinen.

Doch rechtlich bindend ist die Resolution nicht. Zwar wurde sie von der UN-Vollversammlung beschlossen, aber nicht vom Sicherheitsrat. Doch nur dessen Resolutionen sind rechtlich bindend. Und selbst in den Ländern, die sich zu den Menschenrechten bekennen, werden sie nicht immer tatsächlich umgesetzt oder geschützt.

Bild: Pixabay

Ideale gegen Realität

Darüber, wie die Charta der Menschenrechte zustande kam, gab es schonmal einen Artikel auf dem Blog. Dass der Zweite Weltkrieg und die damit verbundenen Übel und Verbrechen keine drei Jahre zurück lagen. Wie notwendig und doch erstaunlich es war, dass mit dem Blick zurück zugleich der Blick nach vorne verbunden wurde.

Vielleicht geht es Ihnen manchmal so wie mir. Meine Ideale, das, was ich mir wünsche, stimmt leider nicht immer mit der Realität überein. Damit meine ich nun keine Enttäuschungen auf persönlicher Ebene. Dass es immer noch keine Möglichkeit gibt, Dinosaurier zu klonen, ist für Sie und den Rest der Menschheit nicht relevant.

Was ich meine ist, dass ich mich manchmal frage, wenn ich Nachrichten sehe oder lese, ob meine Erwartungen zu hochgegriffen sind. Sollte es nicht möglich sein, dass Menschen gleich behandelt werden und frei sind – zumindest in Demokratien, die doch auf diesen Prinzipien beruhen? Ist das zu viel verlangt? Bin ich zu idealistisch – realitätsfern? Sollte ich meine Erwartungen runterschrauben?

Die Realität ist kompliziert. Sie ist auch längst nicht immer schön. Aber sie ist das, mit dem wir arbeiten müssen. Und oft setzt sie unseren Idealen auch Grenzen: Dann steht „was geht“ gegen „was will ich/was wollen wir“. Was lässt sich durchsetzen? Und was ist der Traum?

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Ich habe einen Traum

Ich habe einen Traum.

Ein wunderbarer Satz, der bestimmt einigen Leser:innen bekannt vorkommen wird. Bekannt ist er durch Martin Luther King jrs. Rede „I have a dream„. Gehalten hat er sie beim Marsch auf Washington (für Arbeit und Freiheit). Dort demonstrierten über 200.00 Menschen für das Ende der Rassendiskriminierung in den USA.

Martin Luther King jr. und der Großteil der Demonstrierenden an diesem Tag haben Erfahrungen gemacht, die ich mir nicht mal vorstellen kann. Gerade deshalb finde ich den Satz „Ich habe einen Traum“ so beeindruckend. King war bewusst, wie schwer es sein würde, diesen Wunsch nach Gleichheit zu verwirklichen. Und tatsächlich ist er zwar heute gesetzlich umgesetzt, aber eben noch nicht Lebensrealität. Doch das hielt ihn damals und hält heute Menschen nicht davon ab zu sagen: So sollte es sein. Davon träume ich. Das wünsche ich mir.

Ich bin nicht Martin Luther King jr. Und seine Erfahrungen würde ich mir nie anmaßen. Aber was ich für mich aus seiner Rede mitnehme ist, dass man die Realität nicht gestalten kann, wenn man keine Träume hat. Keine Ideale. Keine Vorstellungen davon, wie es sein sollte. Das gilt auch für die Demokratie.

An zu vielen Träumen kann man verzweifeln, ebenso wie an der Realität. Es ist ein feiner Grad, den Idealist:innen beschreiten.

Martin Luther King jr. erhielt für seine Bemühungen um die Rechte Schwarzer Menschen 1964 den Friedensnobelpreis. Übrigens auch an einem 10. Dezember – manchmal passt Geschichte einfach gut zusammen.

Und wovon träumt ihr heute?

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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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