Demokratiegeschichten

Demokratiewochen für Grundschüler:innen – Eine neue Initiative des Adenauerhauses

Museumspädagogik im Adenauerhaus – ständige Erweiterung des Profils

Seit rund 15 Jahren bietet das Adenauerhaus in Bad Honnef-Rhöndorf gezielt museumspädagogische Programme für Kinder zwischen drei und zehn Jahren an. Die altersgerechten Führungen und Workshops beinhalten neben der Wissensvermittlung viele praktische Elemente (Spielen, Rätseln, Basteln, Zuordnen und sogar Singen und Tanzen). Sie haben sich für diese Altersgruppe bislang aber allein auf die Biografie Konrad Adenauers beschränkt.

Für die älteren Schüler:innen ab 11 Jahren gab es hingegen schon immer auch Seminare, die sich von der Lebensgeschichte des ersten Bundeskanzlers lösen. Sie stellen andere Fragen wie die deutsch-französische Aussöhnung, die Europäische Einigung oder die Westintegration in den Mittelpunkt.

Auch zum Thema Demokratie existieren Angebote für Jugendliche. Neu war im Sommer 2021 nun die Überlegung, das Thema Demokratie auch für Grundschüler:innen in den Fokus zu stellen und ein eigenes Programm zu entwickeln. Eingeläutet werden sollte dies durch Demokratiewochen für Drittklässler im November und Dezember desselben Jahres. Die Demokratiewochen setzen sich aus drei Modulen zusammen. Die ersten beiden finden in der Schule statt, das dritte im Museum.

Modul 1 – Regeln und Rechte sind wichtig & unser Staatsaufbau

Fragebogen zu Regeln in der Familie, Quelle: Adenauerhaus

Am ersten Vormittag ging es darum, den Kindern die Bedeutung von Regeln und Rechten in einer Gemeinschaft deutlich zu machen. Die Demokratiewerkstatt für Grundschulen zeigt auf, was es bedeutet, wenn eine Gruppe auf Regeln verzichtet. Ein Fragebogen zum Thema „Ich darf selbst entscheiden“ ließ die Kinder darüber reflektieren, welche Regeln es innerhalb der Familie gibt. Das Bilderbuch Im Dschungel wird gewählt bietet viel Stoff zur Diskussion über Herrschaftssysteme und demokratische Errungenschaften.

Im Anschluss erstellten die Schüler:innen Tafelbilder zu verschiedenen Staatsformen. Beispiele zu Freiheitsrechten wurden erörtert. Danach setzten sich die Kinder mit dem Aufbau unseres Staates auseinander. Von der Kommune, über das Land und den Bund ordneten sie Regierende, Gebäude und Symbole zu. Dies geschah mithilfe einer Landkarte und Abbildungen. Das Thema Wahlen wurde anhand von Fotos aus der letzten Bundestagswahl wiederholt. Am Schluss stand das Spiel Montagsmaler, bei dem die Kinder Bereiche, für die die Kommunen zuständig sind, anhand von Zeichnungen erkennen sollten.

Modul 2 – Planspiel „Eine neue Straße für Felddorf“

Das Göttinger Institut für Demokratieforschung hat ein Planspiel entwickelt, dass die Kinder in ihrem natürlichen Umfeld abholt. In Felddorf soll eine neue Straße gebaut werden, da sich die Eltern der örtlichen Grundschule wegen des Durchgangsverkehrs vor dem Schulgebäude um das Wohl ihrer Kinder sorgen. Ein kurzer Einstiegsfilm erläuterte den Kindern am zweiten Vormittag die Problematik.

Nun galt es, sich in Parteien (Eltern, Umwelt, Bauern, Wirtschaft) zu formieren und die eigene Rolle zu definieren. Während die erstgenannten Parteien starken Zulauf fanden, war in den meisten Klassen der Zuspruch für die Wirtschaftspartei am Anfang eher gering. Nachdem die Ausgangslage und die Spielregeln definiert wurden, startete die Diskussion in den Gruppen.

Die Kinder identifizierten sich sehr stark mit ihrer Partei und machten sich mit Feuereifer daran, einen guten Vorschlag auszuarbeiten. Manchmal schlossen sich auch Parteien zu Interessensgemeinschaften zusammen und erarbeiteten gemeinsame Lösungen. Am Ende erörterten die Schüler:innen die Alternativen ausführlich und stellten sie zur Wahl. Diese fand freilich geheim statt. Bestechung mit Pausenbroten und Müsliriegeln war nicht erlaubt.

Die Ergebnisse waren eindeutig, deckten sich aber nicht absolut mit der Anzahl der jeweiligen Parteimitglieder. Zum Abschluss des Planspiels folgte eine Reflexionsphase. Die Problemlage zu Beginn war gut gewählt. Sie ermöglichte es den Kindern, Lösungen herbeizuführen, mit denen auch die vermeintlichen Verlierer:innen gut leben konnten. Gleichwohl konnten elementare Erfahrungen im Meinungsbildungsprozess gesammelt werden.

Modul 3 – ein Leben in fünf Epochen deutscher Geschichte

Nachdem sich die Kinder im ersten Modul bereits mit verschiedenen Staatsformen auseinandergesetzt haben, erleben sie bei einem Besuch im Museum Adenauers Vita im Spiegel von fünf Epochen deutscher Geschichte. Sie lernen die wechselvollen Zeitläuften mit all ihren Zäsuren, Wegmarken und Weichenstellungen anhand einer konkreten Biographie kennen. Dies ermöglicht es ihnen, das in den vorangegangenen Modulen Erlernte noch einmal anhand eines persönlichen Schicksals zu reflektieren.

Das Ausstellungsgebäude (unten) und Adenauers ehemaliges Wohnhaus (oben), Foto: Adenauerhaus

Fazit – ein Programm, das trägt

Nachdem die Demokratiewochen 2021 erstmals stattfanden und die Resonanz sehr positiv ausfiel, hat sich das Programm fest etabliert. Mit dem hier vorgestellten Profil eignet es sich am besten für dritte Klassen, lässt sich aber durch die zahlreichen Versatzstücke auch sehr einfach zielgruppengerecht anpassen.

Die Autorin: Claudia Waibel hat Politik, Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart studiert. Sie war in diversen Museen – von provinzialrömischer Archäologie bis zur Naturkunde – tätig. Seit 2008 arbeitet sie als Museumspädagogin im Adenauerhaus in Bad Honnef-Rhöndorf.

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