Demokratiegeschichten

Die Gleichheit aller Menschen

Nelson Mandela

Eines der größten Versprechen unserer demokratischen Gesellschaft ist die Gleichheit aller Menschen. In Deutschland ist dies im Grundgesetz verankert:

„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. […] Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art. 3.

Doch wenn wir unseren Blick durch unsere Umgebung, durch die Welt schweifen lassen, sind wir dann wirklich alle gleich? Haben wir wirklich alle die gleichen Chancen im Leben? 

Es gibt verschiedene Punkte und Eigenschaften, die dazu führen, dass Menschen ungleich behandelt werden, an dieser Stelle seien nur ein paar Beispiele genannt: das Geschlecht, die Herkunft, der sozialer Stand, die sexuelle Orientierung und nicht zuletzt unsere Hautfarbe oder unser Aussehen. 

Die traurige Wahrheit ist, dass Gleichheit für viele Menschen immer noch erkämpft werden muss. Allerspätestens seit dem der Afroamerikaner George Floyd am 25. Mai 2020 während einer Festnahme durch die Polizei gewaltsam zu Tode gekommen ist, muss uns allen bewusst sein: Etwas stimmt nicht mit unser Welt und unserer Gesellschaft. 

Der Kampf gegen Rassismen und Diskriminierungen blickt bereits auf eine lange Geschichte zurück. Sie ist selbstverständlich zu umfangreich, um sie in einem Beitrag zu erzählen. Trotzdem möchten wir in diesem Artikel zumindest ein kleines Schlaglicht auf ein Kapitel ihrer Entwicklungen werfen: Wir blicken auf das Ende der Apartheid in Südafrika und damit auch auf eine bekannte Persönlichkeit.

Nelson Mandela

„Mein teuerstes Ideal ist eine freie und demokratische Gesellschaft, in der alle in Harmonie mit gleichen Chancen leben können.“

Mandela 1964 in seiner Verteidigungsrede im „Rivonia-Prozess“.
Bronzefiguren von Nelson Mandela und seine Frau Winnie „The Long March to Freedom“, Quelle.

Nelson Mandela kam am 18. Juli 1918 im Dorf Mvezo am Ufer des Mbashe-Flusses in Südafrika zur Welt. Seine Eltern gaben ihm den Namen Rolihlahla, was sinngemäß „der Unruhestifter“ bedeutet. Wie passend dieser Name gewählt war, stellte sich im Laufe von Mandelas Leben heraus. 

Der Junge, der erst in der Schule den englischen Namen „Nelson“ erhielt, wuchs in relativem Wohlstand im Volk der Xhosa auf. Er wurde traditions- und naturverbunden erzogen. In den Versammlungen der Xhosa lernte Mandela, dass jeder Mann, unabhängig von seiner sozialen Stellung, sein Anliegen oder seine Kritik an den Regierenden vorbringen konnte. Diese Erfahrung prägte ihn nachhaltig. 

Die südafrikanische Gesellschaft war im Laufe des 20. Jahrhunderts tief gespalten. Die Geschichte der Kolonialisierung führte dazu, dass die weiße Oberschicht die schwarze Bevölkerung abwertete. Man praktizierte eine strikte Rassentrennung, die sich durch die Apartheidspolitik 1948 noch verschärfte. Dunkelhäutige Personen wurden schikaniert, drangsaliert und entwertet. 

Der ANC

Dem entgegen stellte sich der African National Congress, eine politische Organisation, die im Jahr 1912 gegründet worden war. Seit den 1940ern trat sie der Apartheids Politik entgegen und setzte sich für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung ein. Dabei blieb der ANC allerdings nicht immer friedlich: Im Dezember 1961 explodiert die erste vom ANC platzierte Autobombe, weitere Anschläge folgten. Die Gewalt sollte sich dabei stets auf Gegenstände, nicht auf Menschen richten.

Auch Nelson Mandela beteiligte sich seit 1944 an den Aktionen des ANC. Schnell stieg er in die führenden Ränge auf und wurde am 11. Juli 1961 schließlich verhaftet. Doch auch die lebenslange Freiheitsstrafe Mandelas, konnte die Aktivisten des ANC nicht stoppen. Zunächst gingen viele ins Exil und wirkten von dort weiter. Ab den 1980ern war die Organisation jedoch wieder im Land präsent. Dabei wurde auf zwei Strategien gesetzt: Erstens wurden weiterhin Anschläge mit Sachschaden verübt, zweitens wurde die Person Mandelas in der „Free-Mandela-Kampagne“ zum mythischen Helden der Bewegung stilisiert. 

Versöhnung als Ziel

Alle Versuche der südafrikanischen Regierung, die Gemüter zu beruhigen und gleichzeitig die Apartheid beizubehalten, scheiterten. So wurde Nelson Mandela im Februar 1990 durch den neuen Präsidenten Frederik Willem de Klerk aus dem Gefängnis entlassen und das Verbot der ANC aufgehoben. Mandela wurde am 5. Juli 1991, heute vor 29 Jahren, Präsident der ANC.

Mandela betonte, dass sein höchstes Ziel die Versöhnung des südafrikanischen Volkes sei. Zu diesem Zweck traten er und de Klerk zu Friedensverhandlungen zusammen, die ihnen im Jahr 1993 den Friedensnobelpreis bescherten. Mit den ersten freien, demokratischen Wahlen am 27. April 1994 wurde Nelson Rolihlahla Mandela mit absoluter Mehrheit zum Präsidenten Südafrikas gewählt. Er blieb bis 1999 im Amt und erhielt zahlreiche Ehrungen für seine Arbeit und seinen Einsatz. 

Fraternité

Nun können wir uns fragen: Was hat das alles mit uns, was hat das mit unserer Demokratie zu tun? Ich sage, eine ganze Menge. Wir alle möchten die Möglichkeit haben, uns frei zu entfalten und die Chancen, die uns das Leben bietet, zu nutzen. Doch was, wenn diese Chancen verwehrt bleiben, nur weil ich das „falsche“ Geschlecht habe? Was, wenn mir die Freiheit verwehrt bleibt, nur weil ich die „falsche“ Hautfarbe habe? Rassismus und Diskriminierung sind auch in unserer Gesellschaft leider immer noch sehr alltäglich. Dagegen sollten wir gemeinsam einstehen.

Die Leitmotive der Französischen Revolution besagten schon „liberté, égalité, fraternité“: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Für uns ist es nun an der Zeit, Brüderlichkeit zu beweisen, um eben diese Freiheit und Gleichheit für alle zu erwirken.

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Über uns 
Michèle ist Studentin der Geschichtswissenschaften M.A. an der Humboldt-Universität Berlin und arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

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