UNHCR, das steht für United Nations High Commissioner for Refugees. Auf deutsch der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen. Die Vereinten Nationen gründeten die Institution am 14. Dezember 1950, am 01. Januar 1951 nahm sie ihre Arbeit auf.

Vorläuferorganisationen

Das Flüchtlingskommissariat des Völkerbundes

Das UNHCR Behörde ist eine Nachfolgeorganisation des Flüchtlingskommissariats des Völkerbundes.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Norweger Fridtjof Nansens zum Ersten Hochkommissar des Völkerbundes für Flüchtlingsfragen ernannt. Schon bevor er diesen Titel erhielt, verhalf Nansen Hunderttausenden Kriegsflüchtlingen, in ihre Heimat zurückzukehren. Nach dem Ausbruch der Russischen Revolution und dem anschließenden Russischen Bürgerkrieg sorgte Nansen für die Wiederansiedlung von etwa zwei Millionen geflüchteten Menschen.

Für die staatenlosen russischen Flüchtlinge entwarf er zudem den sogenannten Nansen-Pass. Diesen Pass erhielten die Geflüchteten in dem Land, in dem sie Zuflucht fanden. Er war für ein Jahr gültig, danach musste er verlängert werden. Mit dem Pass war es den Menschen möglich, in das Land zurückzukehren, in dem der Pass erstellt worden war. An den Status eines regulären Passes kam der Nansen-Pass also nicht heran, aber er gewährte den Inhaber:innen ein Mindestmaß an Sicherheit. Ab 1924 konnten auch geflüchtete Menschen aus Armenien, ab 1928 aus der Türkei und ab 1935 aus dem Saarland den Nansen-Pass beantragen. Erst 1946 ersetzte das London Travel Document den Nansen-Pass.

Fridtjof Nansen erhielt 1922 den Friedensnobelpreis. Das Preisgeld spendete er an die Flüchtlingshilfe.

Das „Office international Nansen pour les réfugiés“

Nach dem Tod Nansens 1930 wurde das Office international Nansen pour les réfugiés (dt. Internationales Nansen-Büro für Flüchtlinge)errichtet. Bis 1939 war das Büro in der internationalen Flüchtlingshilfe tätig. Doch gerade für flüchtende Menschen innerhalb Europas war die Hilfe nicht einfach zugänglich. Sowohl für Flüchtende aus dem nationalsozialistischen Deutschland als auch für Flüchtende aus Spanien – ab 1936 herrschte dort ein Bürgerkrieg, davor Unruhen – war die Organisation nicht zuständig.

Trotz dieser Einschränkungen gelang es der Organisation in verschiedenen Regionen Hilfe zu leisten. So siedelte sie beispielsweise Flüchtlinge aus dem Saargebiet in Paraguay an und baute Unterkünfte in Syrien und im Libanon. Für diesen Einsatz und die weitere Verbreitung des Nansens-Passes erhielt das Büro 1938 den Friedensnobelpreis. Da es sich im Jahr darauf allerdings auflöste, ging das Preisgeld an eine Nachfolgeorganisation des Völkerbundes.

UNHCR – gegründet für drei Jahre

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Millionen von Menschen insbesondere in Europa heimatlos. Entweder hatten sie ihr Zuhause verloren oder waren während oder nach dem Krieg auf der Flucht. Um sie zu unterstützen gründeten die Vereinten Nationen 1950 das UNHCR. Im Jahr darauf erließ sie die Genfer Flüchtlingskonvention, die die Grundlage für die Arbeit des UNHCR und ähnlichen Organisationen bildet(e).

Zunächst sollte die Arbeit des UNHCR auf drei Jahre beschränkt sein. Man war sich sicher, in dieser Zeit für alle Menschen einen Platz finden zu können. 1954 erhielt die Organisation für ihre Unterstützung der europäischen Flüchtlinge den Friedensnobelpreis.

Doch die Flüchtlingsbewegungen brachen nicht ab:

• 1956: Während des ungarischen Volksaufstandes flohen 200.000 Menschen ins benachbarte Österreich. 84.00 von ihnen brachte das UNHCR in die USA und nach Kanada.
• 1960er: In Afrika erlangten viele ehemalige Kolonien ihre Unabhängigkeit. Ein Grund zum Feiern, doch war auch dies wieder mit Flüchtlingsbewegungen verbunden. Bis in die 1980er Jahre unterstützte das UNHCR vor allem Menschen auf der Flucht in Afrika und Asien.
• Im Jahr 1981 erhielt das UNHCR ein zweites Mal der Friedensnobelpreis, diesmal für die mittlerweile weltweite Flüchtlingshilfe.
• Seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist das UNHCR mit Flüchtlingskrisen in Afrika, dem Nahen Osten und Asien konfrontiert.

Die Arbeit des UNHCR heute

Weltweit sind momentan schätzungsweise 100 Millionen Menschen auf der Flucht, staatenlos, Asylsuchend oder versuchen, in ihre Heimat zurückzukehren. Zu einer Änderung der rechtlichen Grundlage aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen kam es nochmal im September 2016. Die UNO Generalversammlung verabschiedete die New Yorker Erklärung (New York Declaration). Sie umfasst Verpflichtungen, die sich gleichermaßen auf Migranten wie auf Flüchtlinge beziehen. Beispielsweise verpflichten die unterzeichnenden Staaten sich Leben zu retten, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken, Menschenhandel zu bekämpfen sowie die Inklusion in nationalen Entwicklungsplänen zu gewährleisten³.

Das UNHCR hat mittlerweile knapp 19.00 Mitarbeiter:innen (Stand: Dezember 2021) und ist in über 137 Ländern tätig. Neben der rechtlichen Hilfe steht seit dem Bosnien-Krieg Anfang der 1990er Jahre zunehmend auch humanitäre Hilfe (in Konfliktzonen) im Fokus. Dazu gehört etwa die Verteilung von Hilfsgütern, aber auch die Vernetzung mit anderen Hilfsorganisationen. Auch finanzielle Unterstützung kann die Organisation mittlerweile leisten.

Für die Arbeit, die drei Jahre dauern sollte, ist nach wie vor kein Ende in Sicht.