Demokratiegeschichten

18. März 1848 – Barrikaden in Berlin

Zwei Schüsse, ob beabsichtigt abgefeuert oder aus Versehen ist ungeklärt, lösen in Berlin die Märzrevolution aus. Die zuvor friedliche Stimmung vor dem Stadtschloss schlägt um. Schon bald werden überall in der Stadt Barrikaden gebaut und kommt es zu Gefechten zwischen Revolutionär:innen und der preußischen Armee.

Wie vielen Menschen, die sich an der Revolution 1848/49 beteiligen, geht es ihnen um die Erlangung demokratischer Rechte wie Rede- und Versammlungsfreiheit. Aber auch (Angst vor) Armut und der Wunsch nach sozialen Verbesserungen trieb sie auf die Straße.

Wer waren sie?

Die Mehrheit der Berliner:innen, die 1848 auf die Straße gingen, waren einfache Leute. Von den 270 bekannten Märzgefallenen sind 157 dem Handwerk zuzurechnen. Desweiteren waren sie jung, der Großteil von ihnen zwischen 22-26 Jahre alt. Doch auch ein 12-Jähriger und ein 74-jähriger finden sich unter den Opfern. Und immerhin 11 Frauen, die namentlich bekannt sind.

Das Bild

Text unter dem Bild: „Die Barrikade an der Kronen- und Friedrichstraße am 18. März 1848 – Von einem Augenzeugen“;
Faksimile Datierung: 1848/1864, Material/Technik: Lithographie, koloriert;
© bpk / Deutsches Historisches Museum / Sebastian Ahlers, Inv.-Nr.: Gr 56/791.

Die Lithographie von A. Hübenthal zeigt die Zusammensetzung der Märzkämpfer:innen gut. Zwar sind es vor allem Männer (aller Schichten!), die mit Waffen auf den Barrikaden stehen. Doch sind es Frauen und Kinder, die am Feuer mit dem Gießen von Bleikugeln für Nachschub an Munition sorgen. Anhand der Illustration wird deutlich, dass die Barrikadenkämpfer:innen auf alles zurückgriffen, was möglich war. Die Barrikaden bestanden u.a. aus Möbeln, Pflastersteine wurden aus den Straßen gebrochen, mit Äxten auf das Militär eingeschlagen.

Die in der Bildunterschrift festgehaltene Formel „von einem Augenzeugen“ soll den Wahrheitsgehalt der Szene verbürgen. Ihre Bestätigung findet die Szene zum Beispiel in Adolf Wolffs „Revolutionschronik“: Es „begann ein wüthender Kampf an der Barrikade der Kronen- und Friedrichstraßen-Ecke. Auf dem platten Dache eines der dortigen Häuser standen viele Bürger mit Schießgewehren versehen, auch hinter der Barrikade und aus den Fenstern der übrigen Häuser wurde geschossen, und bei diesem Angriff war es, wo einer der Stabsoffiziere vom Pferde geschossen wurde, als er an der Spitze der Colonnen angriff.“

Ausblick auf den Revolutionsverlauf

Zwei Tage versuchte das preußische Militär, die Aufständischen zurück zu schlagen. Doch in den engen Straßen und Häusern Berlins waren sie im Nachteil. König Friedrich Wilhelm IV musste seine Truppen zurückziehen und einem Waffenstillstand zustimmen. Mit schwarz-rot-goldenen Fahnen zogen die Berliner:innen jubelnd durch die Stadt. Ihr Sieg gab der Revolution in den deutschen Ländern gewaltigen Auftrieb.

Am 22. März fand die Trauerfeier für 183 der gefallenen Revolutionär:innen statt. Ihre Särge wurden auf dem Gendarmenmarkt aufgebahrt. Auch der König erschien, auf Druck hin verneigte er sich sogar und nahm seinen Helm ab. In einem Festzug trugen die Berliner:innen die Särge der Gefallenen anschließend durch die Stadt bis zum Friedrichshain. Dort wurden sie auf dem Friedhof der Märzgefallenen, der heute noch als Gedenkort existiert, beerdigt.

Aufbahrung der Märzgefallenen, Adolph von Menzel, Gemälde von 1848.

Zuerst schien die Revolution erfolgreich. Parlamente bildeten sich, die Nationalversammlung kam in Frankfurt zusammen, Könige und Fürsten machten Zugeständnisse. Doch nur ein Jahr später war die Revolution fast schon wieder vorbei. Bereits 1848 schlugen restaurative Kräfte die Aufständischen in Paris und Wien nieder. Bekanntes Opfer dieser Konflikte war etwa Robert Blum, Abgeordneter der Nationalversammlung, der nach Wien gereist war, um dort zu unterstützen. Kein gutes Zeichen für die Revolution in Deutschland. Und im April 1849 lehnt oben erwähnter König Friedrich Wilhelm IV die ihm angebotene Kaiserwürde ab. Damit scheitern Einheit und Reichsverfassung endgültig.

Für Kurzentschlossene

Die Revolution von 1848 wird zumindest für ein paar Tage im Berliner Stadtraum sichtbar. Wer schon immer mal auf eine Barrikade klettern wollte, kann dies auf der Friedrichstraße/Eck Jägerstraße tun. Im Rahmen des Berliner Wochenendes für Demokratie finden zahlreiche Veranstaltungen im öffentlichen Raum und Institutionen statt. So etwa auch auf dem oben angesprochenen Friedhof der Märzgefallenen.

Das gesamte Veranstaltungsprogramm findet ihr hier.

Der 18. März in der Geschichte

Der 18. März 1848 ist nicht der einzige 18. März, der in die Geschichte einging. Desweiteren gibt es u.a. noch:

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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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