Demokratiegeschichten

20. Juni 1789: Der Ballhausschwur

Ballhausschwur. Dunkel erinnert sich der oder die eine andere vielleicht noch an den Geschichtsunterricht.

Die Vorgeschichte

Der Ballhausschwur stand am Beginn der Französischen Revolution. Der französische König Ludwig XVI. hatte die Generalstände einberufen. Zum ersten Mal seit über 100 Jahren also trafen Vertreter des Klerus (Erster Stand), des Adels (Zweiter Stand) und der übrigen Bevölkerung (Dritter Stand, 98% der Bevölkerung) zusammen.

Die Eröffnung der Generalversammlung, 5. Mai 1789“ aus dem Jahr 1839 von Auguste Couder. 

Grund für die Einberufung war eine vom König geplante Steuerreform. Diese hätte dazu geführt, dass nun auch Adel und Klerus Steuern zu zahlen hätten. Erster und Zweiter Stand hatten jeweils 300 Abgeordnete, der Dritte Stand 600 Abgeordnete. Doch da jeder Stand nur eine Gesamtstimme abgeben konnte, hätten der Erste und Zweite Stand die für sie nachteilige Reform ablehnen können, ohne dass die Stimme des Dritten Standes Gewicht hatte.

Um endlich auch Einfluss ausüben zu können, forderten Vertreter des Dritten Standes den König dazu auf, die Wahlmodalitäten zu ändern. Sie wollten, dass jeder Abgeordnete eine eigene Stimme erhielt. Der König lehnte die Forderung ab.

Die Erklärung zur Nationalversammlung

Als Reaktion auf die Ablehnung des Königs erklärte sich der Dritte Stand am 17. Juni 1789 eigenmächtig zur „Nationalversammlung“. Die Nationalversammlung verstand sich als Volksvertretung aller französischen Bürger:innen. Einige Abgeordnete des Adels und des Klerus, die mit der bestehenden Situation unzufrieden waren, schlossen sich der Nationalversammlung an.

Das Ziel der Nationalversammlung war es, eine neue Verfassung für Frankreich auszuarbeiten. Doch Ludwig XIV. sah seine Stellung bedroht und ließ daher den Versammlungsraum des Dritten Standes, in dem die Nationalversammlung tagte, sperren.

Der Ballhausschwur

Doch der Ausschluss aus dem Versammlungsraum führt die Nationalversammlung nicht an ihr Ende. Stattdessen versammeln sie sich an einem anderen Ort des Schlosses, nämlich im Ballhaus von Versailles. (Ein Ballhaus käme heute in seiner Funktion einer Turnhalle gleich.) Am 20. Juni schwören sie dort feierlich, die Versammlung erst aufzulösen, wenn sie eine Verfassung erarbeitet haben. Und zwar eine Verfassung, die allen Bürgern gleiche Rechte zusichert. Dies eben war der Ballhausschwur.

Gemälde von Jacques Louis David (1748-1825) „Der Ballhausschwur“ aus den 1790er Jahren. Auf dem Tisch stehend und den Schwur anleitend Jean Sylvain Bailly, rechts neben ihm sitzend Maximilien Robbespierre. Die drei Männer im Vordergrund mittig sind Vertreter des Klerus.
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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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