Demokratiegeschichten

29.03.1894: Bund Deutscher Frauenvereine

Frauenspersonen […] dürfen den Versammlungen und Sitzungen solcher politischen Vereine nicht beiwohnen.

§8 preußisches Vereinsgesetz von 1850.

Das preußische Vereinsrecht von 1850 ist klar: Frauen haben in politischen Vereinen und Parteien nichts zu suchen.

Doch die Mitte des 19. Jahrhunderts beginnende erste Welle der Frauenbewegung kann auch dies nicht aufhalten. Weltweit setzen sich erstmal Frauen für Gleichberechtigung in Politik und anderen Bereichen ein.

Gründung und Entwicklung des Bundes

„Die Führerinnen der Frauenbewegung in Deutschland“ in „Die Gartenlaube“ 1883. Mitte rechts: Auguste Schmidt; Werk: gemeinfrei.

So auch in Deutschland: Immer mehr Frauen finden sich in Vereinen zusammen, die sich für Frauen(-rechte) einsetzen. Am 28./29. März 1894 treffen sich in Berlin Vertreter:innen von 34 Vereinen, um einen Dachverband ins Leben zu rufen. Unter dem Vorsitz der Lehrerin Auguste Schmidt gründet sich am 29. März der „Bund Deutscher Frauenvereine“ (BDF). Seine Mitglieder setzen sich für Frauenbildung und -ausbildung ein, aber auch für den Arbeiterinnenschutz. Ebenfalls eingerichtet wird eine Rechtsberatung, in der Frauen juristischen Beistand erhalten.

Vom Beitritt ausgeschlossen sind die sozialistischen Frauenvereine. Der BDF fürchtet, durch deren Beitritt als politischer Verein gewertet und infolgedessen verboten zu werden. Obwohl also einige Vereine nicht beitreten können, steigt die Mitgliedszahl rasch an: 1901 sind es 70.000 Mitglieder in 137 Vereinen, 1913 500.000 Mitglieder in 2.200 Vereinen. Zu dem Zeitpunkt ist das Parteiverbot für Frauen dann auch aufgehoben.

Vielfalt und viele Meinungen

Briefmarke zum 100. Gründungstags des Bund Deutscher Frauenvereine und Deutscher Frauenrat;  Foto: Wikimedia.

Durch die unterschiedlichen Vereine ist die Mitgliedschaft des BDFs heterogen. Oft überwiegen jedoch die Interessen des bürgerlichen Lagers, einige Forderungen des sozialistischen Lagers sind dem Bund zu radikal.

Durch den Ersten Weltkrieg geraten diese Konflikte erstmal in den Hintergrund. Die damalige Vorsitzende Gertrud Bäumer ruft den nationalen Frauendienst ins Leben. Durch die Unterstützung der Frauen an der „Heimatfront“ sollen die Männer im Krieg unterstützt werden. Viele Frauen schließen sich dieser Aufgabe an, einzig einige Sozialistinnen wie etwa Rosa Luxemburg lehnen dies ab. Für sie ist die Arbeit gegen den Krieg, nicht für diesen, entscheidend.

Trotz interner Differenzen bleibt der Bund bis 1933 eine Massenorganisation mit beachtlichem Einfluss. Dann löst die Organisation sich auf: Einer Gleichschaltung durch die NSDAP will man so zuvorkommen.

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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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