Maximilian Dortu gehört zu den populärsten Revolutionär*innen und Demokrat*innen der 1848/49er Revolution. Vor allem in seiner Geburtsstadt Potsdam.
Er führte ein „kurzes Leben für die Freiheit“ und gilt als Märtyrer und Revolutionsheld. Doch wer war Max Dortu und wie kam es zu diesem Bild von ihm?
Kindheit und Jugend
Geboren wurde Maximilian Dortu (Johann Ludwig Maximilian Dortu) am 29. Juni 1826 in Potsdam. Die gutbürgerliche und wohlhabende Familie hatte hugenottische Wurzeln. Sein Vater Ludwig Wilhelm Dortu war Notar sowie Justizrat der Residenzstadt. Zudem engagierte er sich politisch als Stadtverordneter unter anderem für die konstitutionelle Monarchie. Die liberal-demokratischen Ansichten seines Vaters prägten Maximilian Dortu bereits früh.
Als junger Mann eiferte Dortu so seinem Vater nach und begann zunächst in Berlin das Studium der Staats- und Rechtswissenschaften.
Ein radikaler Demokrat
Nach einem Studienwechsel kam er in Heidelberg zunächst mit der Burschenschaft Allemannia in Berührung. 1845 schloss er sich dann dem sich von dieser abgespaltenen „radikaldemokratischen“ Neckarbund an. Hier begann seine kurze, aber prägende Karriere als „radikaler Demokrat“.
Mit dem Ende seines Studiums 1948 begann er schließlich tatkräftig für die Revolution zu mobilisieren. Dortu soll ein besonderes Talent für politische, agitatorische Reden gehabt haben, welche er beispielsweise in den Versammlungen der Volksvereine hielt. Seinem Charisma und der Überzeugung für seine Mission und die Revolution kann eine beachtliche Wirksamkeit zugeschrieben werden. Vor allem ist er jedoch bekannt als derjenige, der während der Barrikadenkämpfe in Berlin am 18. Und 19. März 1848. Prinz Wilhelm von Preußen den Namen „Kartätschenprinz“ gegeben hatte.

Nachdem man ihn wegen der Sabotage eines Truppennachschubs nach Berlin steckbrieflich suchte, floh Max Dortu ins Ausland. Unter anderem hielt er sich in Belgien sowie Frankreich auf. Nach einigen Monaten kehrte er jedoch zurück, um sich in Baden der Revolutionsarmee anzuschließen.
Gefangennahme und Heldentod
Die badische Revolution scheiterte und im Zuge der Kapitulation der badischen Revolutionshauptstadt Freiburg wurde auch Dortu festgenommen. Am 8. Juli 1849 überstellte man ihn der preußischen Militärjustiz und bereits am 11. Juli wurde er zum Tode verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, die Waffe gegen das eigene Militär gerichtet zu haben und Dortu machte keine Versuche, dies zu leugnen.
Im Alter von 23 Jahren wurde Dortu am 31. Juli 1849 auf einem Friedhof bei Freiburg im Breisgau durch eine Gewehrsalve hingerichtet. Er soll nach dem Verlesen seines Todesurteils am Tag der Hinrichtung folgenden Satz gesagt haben: „Ich sterbe für die Freiheit; schießt gut, Brüder!“.
Er war der erste „Märtyrer“ der fehlgeschlagenen badischen Revolution, die hingerichtet wurden, um als abschreckendes Beispiel zu dienen.
Gedenken an Maximilian Dortu
Als erster „Märtyrer“ des preußischen Kriegsgerichts geht Maximilian Dortu also in die Geschichte ein. Nach seinem Tod stilisierte man ihn zum Revolutionshelden und er wird zur „Projektionsfläche für politische Ideale und Programme“. Sein Zeitgenosse Wilhelm Liebknecht beispielsweise beschreibt Dortu als jemanden, der dem Ideal des jungen Helden so nahe kam wie kein anderer. Von offizieller Seite bestand allerdings kein Interesse am Gedenken an Max Dortu. Seinen Nachruhm pflegten also in den Jahren nach der Revolution primär die Verlierer*innen der Aufstände.
Zur Zeit der Weimarer Republik erinnerte man sich bereits nur noch vorsichtig an einen ihrer vermeintlichen Wegbereiter. Die Erinnerung verblasste weiter und lebte erst nach 1945 wieder auf mit dem 100-jährigen Jubiläum der Revolution. Während in Westdeutschland das Gedenken an Dortu weitgehend unbedeutend blieb, versuchte man vor allem in der sowjetischen Besatzungszone aus dem historischen Ereignis politischen Nutzen zu schlagen. Durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Gedenkfeiern wurde er erneut zur Heldenfigur der deutschen Geschichte stilisiert. Beispielsweise wurde 1948 eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus enthüllt. Sie ehrt ihn als „Kämpfer und Opfer für Deutschlands Einheit und Freiheit“.

Seine Person geriet danach jedoch bis nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 erneut in Vergessenheit. Linke Verbände und Gruppierungen zu der Zeit fühlten sich dem demokratischen Erbe der Revolution verbunden. Vor allem der Verein zur Förderung antimilitaristischen Traditionen, welcher 1996 gegründet wurde, hält die Erinnerung und das Gedenken an Max Dortu am Leben.
Der Max-Dortu-Preis
Das Gedenken an ihn, vor allem in Potsdam, wird stetig weiterentwickelt. 2014 entstand so beispielsweise die Idee eines Max-Dortu-Preises. Dieser wird nun seit 2017 alle zwei Jahre an Institutionen oder Individuen verliehen, „die sich für die Freiheit des Einzelnen und für eine demokratisch verfasste Gesellschaft einsetzen“.
Literatur:
Deisenroth, K.: Wie Helden entstehen. Max Dortu und die Gestaltung seines Nachruhmes, in: Schau-ins-Land. Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland (Nr. 122), Freiburg 2003, S. 113-120.
Büloff, T.: Orte der Potsdamer Demokratiegeschichte als Orte der Erinnerung, in: Kommunale Erinnerungskultur und Demokratiegeschichte, Berlin 2020, S. 80-91.
https://www.max-dortu-preis.de/
https://www.revolution-1848.de/biografie/elisabeth-haack-2/
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