Demokratiegeschichten

Stand in the Schoolhouse Door

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das gilt im positiven wie auch im negativen. Es gibt wohl nur wenige Bilder, in denen politischer und gesellschaftlicher Wandel in den USA der 1960er Jahre so deutlich wird wie im unteren.

Dabei wirkt das Bild sehr unaufgeregt. Links steht ein Mann in der Tür eines Gebäudes, neben ihm Männer in Uniform. Ihm gegenüber, getrennt von einem Rednerpult, steht ein weiterer Mann im Anzug. Im Hintergrund sieht man weitere Personen, die wahrscheinlich zur Presse gehören.

Die Konfrontation zwischen Gouverneur George Wallace (li.) und dem US Attorney General Nicholas Katzenbach. Foto: gemeinfrei

Stand in the Schoolhouse Door

Die Bedeutung des Bildes wird klar, wenn man die Hintergründe und Rollen der Personen kennt. Der linke Mann im Anzug ist Georg Wallace, 1963 Gouverneur Alabamas. Ihm Gegenüber steht der damalige US Attorney General Nicholas Katzenbach. Die Situation spielte sich an der University of Alabama ab.

Dort hatte sich George Wallace in die Tür des Eingangsbereiches der Universität gestellt, um zu verhindern, dass sich Studierende einschreiben konnten. Es handelte sich dabei nicht um irgendwelche Studierende. Sondern um die ersten afroamerikanischen Studierenden, die die University of Alabama jemals gehabt hätte.

Seit der US Supreme Court, das oberste Gericht der USA, die Rassentrennung 1954 in öffentlichen Schulen für verfassungswidrig erklärt hatte, hatten sich zahlreiche Schwarze auf ein Studium an der Universität Alabamas beworben. Doch die Universität arbeitete mit der Polizei zusammen, um Gründe zu finden, die die Bewerber:innen disqualifizierten. Fanden sie diese nicht, versuchten sie, die Bewerber:innen einzuschüchtern. Erst 1963 fanden sich drei Afroamerikaner:innen, deren Qualifikationen tadellos waren und die sich nicht einschüchtern ließen.

George Wallace, der Anhänger der Rassentrennung war und in seiner Antrittsrede versprochen hatte, diese zu erhalten, stellte sich aus Protest in die Tür der Universität. Es war sein Versuch, die Aufhebung der Rassentrennung in Bildungseinrichtungen zu verhindern. Der Vorfall wird als „Stand in the Schoolhouse Door“, zu deutsch „Stand in der Schultür“ bezeichnet.

Auflösung der Situation

Wallace Protest war hauptsächlich symbolisch. Denn juristisch gesehen hatte er keine Grundlage für sein Handeln und das wusste er als Gouverneur Alabamas. Trotzdem dauerte es eine Weile, bis er sich aus der Tür fortbewegte.

Tatsächlich musste sich erst Präsident John F. Kennedy einschalten, bevor Wallace den Weg freimachte. Kennedy hatte den Attorney General Katzenbach geschickt, um Wallace zur Aufgabe seines Vorhabens zu bewegen. Statt den Weg freizumachen, hielt Wallace jedoch eine Rede und blieb stehen. Es bedurfte eines erneuten Telefonats von Katzenbach mit dem Präsidenten, in dem er um den Einsatz Alabama National Guard bat, um die Situation zu lösen.

Wenig später konnten sich dann zwei Schwarze Studierende, Vivian Malone Jones und James Hood in der Universität registrieren. Auf dem unteren Bild sieht man, wie Vivian Malone Jones die Universität betritt:

Vivian Malone Jones bei der Ankunft am Foster Auditorium, um sich an der University of Alabama registrieren zu lassen. Foto: gemeinfrei.
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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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