Demokratiegeschichten

Früher: “Deportation”, heute “Remigration”

Stinson, Dayton Daily News, 14. Dezember 1919

Dr. Ulrich Schnakenberg ist Karikaturforscher, Autor mehrerer Bücher zum Thema und Herausgeber eines kostenlosen Karikatur-Newsletters: https://steadyhq.com/de/visual-history-geschichte-politik-und-karikatur/posts.

Die kleinen Menschen, die Uncle Sam in der Zeichnung loswerden will, können dank der vielen Schlupflöcher im Abschieberecht seinem großen Knüppel leicht entkommen. Dass diese Schlupflöcher an Mäuselöcher erinnern, ist sicherlich nicht unbeabsichtigt. Vor hundert Jahren wurden Einwanderer häufig mit Ungeziefer verglichen.

In der Zeit der „Red Scare“, der Angst vor dem Kommunismus nach der Russischen Revolution 1917, traf der Hass auf „die Roten“. Insbesondere europäische Einwanderer, die mit sozialistischen Ideen sympathisierten oder sich einfach nur für Arbeiterrechte einsetzten.

Heute sind es in den USA die Extremisten in der Republikanischen Partei, die Einwanderer wieder als Ungeziefer oder gar Ratten bezeichnen. Über „Remigration“ zu reden, wirkt da auf den ersten Blick sachlicher. Wie wir dieser Tage lernen, scheint dieser Begriff für Rechtsextreme aber offenbar ein Codewort für die massenhafte, unrechtmäßige Abschiebung u.a. auch deutscher Staatsbürger zu sein.

Dass Trump mit Parolen wie denen von vor 100 Jahren 2024 Vorwahlen gewinnen kann, bereitet Sorge. Ebenso, dass eine Partei, in der Rechtsextreme immer mehr den Ton angeben, auch hierzulande in einigen östlichen Bundesländern die Umfragen anführt.

Artikel Drucken
Über uns 

0 Kommentare

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert