Demokratiegeschichten

Kartoffeln, Frost und Spartakus

Stell dir vor, du kommst nach einer zweiwöchigen Reise nach Hause, und eine Revolution hat alles auf den Kopf gestellt.

Genauso erging es im November 1918 Essener Schülern, die von der Kartoffelernte in Pommern ins Ruhrgebiet zurückkehrten. Vor ihrer Abfahrt befand sich das deutsche Kaiserreich im Krieg, bei ihrer Rückkehr nahmen die demokratischen Revolutionäre die Friedensverhandlungen auf. Soldaten, Arbeiter*innen und die Farbe Rot dominierten auf einmal das Stadtbild im Ruhrgebiet.

Ihre Erfahrungen hielten die jungen Männer Anfang Dezember 2018 in Schulaufsätzen fest. Darin beschreibt eine Gruppe die Erlebnisse der letzten Kriegswochen in Pommern und den Beginn der Revolution. Eine zweite Gruppe hingegen kommentiert den Revolutionsverlauf in ihrer Heimatstadt Essen. Die Einschätzungen der 17-Jährigen gehen weit auseinander, unter ihnen finden sich Befürworter der Revolution, aber auch Anhänger der Monarchie. Daher reichen die Berichte von Optimismus bis Enttäuschung, spiegeln neue Erwartungen und Resignation wider:

Das Volk ist erwacht, es wird sich politisch betätigen; möge es nie zu weit gehen und die eben gewonnenen Freiheiten wieder an den Feind verlieren! – Wilhelm Meise

Unter der verständigen Leitung unserer Heeresleitung wäre es uns jedenfalls gelungen, einen milderen Frieden zu erzielen als den, der uns bevorsteht. Das Volk aber wollte es so, und es wird auch die Folgen dafür tragen müssen. – Albert Räder

Nadine Rossol, Dr. phil., hat die Berichte der Schüler aus der historischen Übergangszeit Krieg/Frieden und Monarchie/Demokratie gesammelt und kommentiert. „Kartoffeln, Frost und Spartakus. Weltkriegsende und Revolution 1918/19 in Essener Schulaufsätzen“ umfasst 35 Schüleraufsätze. Jeder einzelne zeigt auf eindrückliche Weise, wie junge Leute mit den radikalen Umbrüchen umgingen und ihre Erfahrungen zu verarbeiten suchten.

ISBN: 978-3-94510-209-9

Einen weiteren Lesetipp zur Revolution findest du hier.

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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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