Demokratiegeschichten

Oft wird gefragt, ob es für Deutsche und Israelis angesichts der Vergangenheit Normalität geben kann. So undifferenziert gestellt, kann ich diese Frage nur mit „nein“ beantworten. Das Verhältnis zwischen unseren Ländern wird für immer ein besonderes sein. Im Wissen um das Geschehene halten wir die Erinnerung wach. Mit den Lehren aus der Vergangenheit gestalten wir gemeinsame Zukunft. Das ist deutsch-israelische Normalität. – Johannes Rau

Am 16. Februar 2000 sprach Johannes Rau als erstes deutsches Staatsoberhaupt im israelischen Abgeordnetenhaus, der Knesset. In Deutsch. 55 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und 40 Jahre nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel.

Keine leichte Aufgabe. Und in Israel durchaus umstritten, wie sich auch im Parlament zeigte. Etwa zwei Drittel der Abgeordneten waren anwesend. Für einige Israelis war es nach wie vor undenkbar, dass ein Vertreter des Volkes, das für den Holocaust an zahlreichen Jüd*innen, oft ihren eigenen Familienmitgliedern verantwortlich war, vor dem Parlament sprechen durfte.

Rau selber war zuvor zahlreiche Male in Israel gewesen und hatte versucht, im Nahost-Konflikt zu vermitteln. Ohne seinen persönlichen Einsatz wäre es kaum zu dieser Rede gekommen. Des Konfliktes, den er mit seiner Rede auslöste, war er sich bewusst. Und wusste auch diesen zu würdigen:

 „Ich weiß, was es für manchen von Ihnen bedeutet, in diesem Hohen Hause heute die deutsche Sprache zu hören. Ihre Entscheidung, mich einzuladen, erfüllt mich mit Dankbarkeit.“

Die komplette Rede zum Nachlesen findet ihr hier.

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Über uns 
Annalena B. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinatorin im Bereich Demokratiegeschichte.

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